Überakademisierung?

Wir haben es in unserem Land zunehmend mit einem großen Problem zu tun, das seit geraumer Zeit auch an den Hauptschulen (und damit in der gesamten Schullandschaft) immer mehr um sich greift. Nach dem Abschluss der Grundschulzeit wollen alle Eltern mit ihren Kindern ausschließlich auf ein Gymnasium, um auf Biegen oder Brechen das Abitur zu erlangen.

Ich verstehe durchaus, dass Eltern für ihre Kinder das Beste wollen (meine Frau und ich haben selber drei erwachsene Kinder). Das darf allerdings nicht dazu führen, dass alle Eltern ihre Kinder nur noch aufs Gymnasium schicken wollen, in der Annahme, dass es ohne Abitur nicht mehr gehe. Das ist eine irrige Annahme und oftmals eine Überforderung der Kinder und Jugendlichen, die stillschweigend geduldet wird – und die für mich in dieser Form unbedingt anzuhalten ist.

Die Verantwortlichen an den Gymnasien dulden diese Fehlentwicklung, ja, sie unterstützen diese sogar noch vorbehaltlos. Sie nehmen schlichtweg jeden Bewerber auf, auch diejenigen, die absolut nicht in diese Schulstufe passen. Sie glänzen nach außen hin mit hervorragenden Anmeldezahlen, wohl wissend, dass sie sofort und gnadenlos gezielt sieben, um diejenigen aus den Schulen zu pressen, die sie sowieso nie haben wollten.

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Gedanken zum Ersten Weltkrieg

Vor genau 100 Jahren „brach der Erste Weltkrieg aus“. Diese Formulierung wird gerne benutzt, wohl um eine angeblich unvermeidbare Eigendynamik dieses Krieges zu dokumentieren. Das ist natürlich barer Unsinn, denn ein Krieg bricht nicht einfach so aus! Es sind immer Menschen, die eine Mobilmachung, eine Kriegserklärung, einen Angriff usw. befehlen.

„Krieg ist ein Zustand, bei dem Menschen aufeinander schießen, die sich nicht kennen, auf Befehl von Menschen, die sich wohl kennen, aber nicht aufeinander schießen.“  (George Bernard Shaw)

Großvater Heinrich Heidtmann wurde 1916 bei Verdun verwundet und hatte für den Rest seines Lebens einen steifen Arm. Vater Alfred Heidtmann kam körperlich weitestgehend unverletzt aber für den Rest des Lebens durch ein nicht abgeschlossenes Studium beruflich zurückgeworfen nach vier Jahren Krieg und drei Jahren Kriegsgefangenschaft wieder nach Hause. Über die seelischen Schäden wollen wir hier nicht spekulieren. Cui bono? Wem hat das gedient? „Dem deutschen Volke“? Gewiss nicht!

Fast wollen einem die 100 Jahre seit Beginn des Ersten Weltkrieges viel zu kurz erscheinen. Und man mag kaum glauben, dass bereits 21 Jahre nach diesem verheerenden Krieg mit Millionen Toten der noch verheerendere Zweite Weltkrieg „ausbrach“. Weiterlesen

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Kutschfahrten in Ristedt

In unmittelbarer Nachbarschaft der Städte Bremen, Delmenhorst, Syke und Harpstedt liegt, eingebettet in die reizvolle Vorgeestlandschaft der Wildeshauser Geest, das kleine Anwesen von Elke und Ulrich Meyer.

Wenn man von Leeste aus kommend gleich am Ortseingang von Ristedt in den Heudamm abbiegt, gelangt man nach etwa zwei Kilometern auf der rechten Seite gelegen zur idyllisch gelegenen Anlage von „Meyers Friesenhof„.

Drei schwarze Friesen mit zu Zöpfen geflochtenen Mähnen traben majestätisch über die Wiese, eine Herde von Kamerunschafen weidet auf der nächsten, drei Mini Shettys, kaum größer als ein Bernhadinerhund, auf der dritten.

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Mit dem Radio durch die Woche

Die meisten berufstätigen Menschen eilen durch die Woche zielstrebig aufs Wochenende zu. Die Radiosender bedienen sie dabei mit entsprechender Musik und launigen Durchhalteparolen, die sie vorzeitig aufs Wochenende einstimmen sollen. Dass es offenbar auch in modernen Zeiten den von Marx/Engels definierten Unterschied zwischen dem „Reich der Freiheit“ und dem „Reich der Notwendigkeit“ gibt, kann also auch im Radio als gesichert gelten!

Welchen Stellenwert die Arbeit im Programm der Radiosender einnimmt, erkennt man an der Inszenierung des Bildes von fremdbestimmten Angestellten: Die Moderatoren lassen keinen Zweifel daran, dass es eine entfremdete, von den Hörern zutiefst verachtete Arbeit ist, die verrichtet werden muss, während das Radio läuft.

Die Moderatoren geben sich deshalb als gut gelaunte persönliche Begleiter durch den Tag. Und weil die Sender wissen, dass Erinnerung ein wichtigstes Kapital ist, Erinnerungen zum Beispiel an eine Zeit, in der alles möglich schien, eine Zeit ohne Arbeit, finanzielle Verpflichtungen, Beziehungstress usw. wird das der jeweilige Sender bzw. dessen Programm auf die angepeilte Alterszielgruppe perfekt angepasst – und damit gekoppelt ist natürlich die jeweilige zielgruppenadäquate Werbung.

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„Trägheit macht traurig“ (Thomas von Aquin)

Bereits hier berichteten wir über die Muße. Dem süßen Nichtstun steht nicht entgegen, dass auch Aktivität glücklich machen kann. Vermutlich besteht Glück immer aus der Erfahrung von Gegensätzen – wer den Schatten nicht kennt, wird sich am Licht wenig erfreuen können.

Tätigkeit ist ein Schlüssel zum Glück. Dauerhaftes Faulenzen führt nicht unbedingt zu guten Gefühlen. Körperliche Aktivität hat viele Aspekte:
– Der Organismus wird aktiviert und belebt
– Es entstehen dabei ggf. auch praktische Ergebnisse
– Aktivität an der frischen Luft bzw. in der freien Natur birgt zusätzliche Reize
– Man kommt nicht auf „dumme Gedanken“

Allein schon der tägliche Spaziergang, lüftet den Menschen gut durch.
Mancher läuft lieber jeden Tag.
Auch Gartenarbeit ist eine wunderbare Alternative zum klassischen Sport.
Auch die Arbeit an sich hat durchaus positive Funktionen jenseits des Gelderwerbs.
Und wer unbedingt in den Geräteschuppen will, der wird auch hier geläutert.

Und wer als Stubenhocker weitere Anregungen sucht, kann sie zB hier finden.

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Systemfrage – quo vadis?

Seit mehr als 40 Jahren denke ich über Wirtschaft und Politik systematisch und intensiv nach. Dabei beziehe ich immer auch die Disziplin der Psychologie mit ein (was treibt Menschen an?). Basieren tut das Ganze auf einem tief empfundenen Humanismus. Über die Ergebnisse meines Nachdenkens berichte ich in drei Blogs.

Wer Neues erfahren will, sollte sich davon verabschieden, im System zu denken, denn nach Adorno gilt: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ Dass sich unser gegenwärtiges Wirtschaftssystem – das sich selber auch gerne als „Soziale Marktwirtschaft“ feiert – in die falsche Richtung führt, darüber braucht man nicht mehr zu streiten: Es kann nicht sein, dass nur Wenige erfolgreich sind, und die Masse leidet, hungert, stirbt. Wenn 1 Milliarde Menschen weltweit hungern, ist etwas faul im System. Wenn zur Aufrechterhalten des Systems die Umwelt, unsere Lebensbasis, nach und nach zerstört wird, dann ist das absurd. Wenn in einem der reichsten Länder dieser Welt die Zahl der Tafeln und Suppenküchen kontinuierlich zunimmt, dann konterkariert dies die derzeit jemals erreichte höchste Zahl an Arbeitsplätzen.

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Schreib doch mal wieder!

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Die dänische Mailbox hatten wir bereits hier vorgestellt.

Die Dänen haben aber offenbar auch einen sehr pragmatischen Weg gefunden, einen aktiven „Spam-Ordner“ für den klassischen postalischen Verkehr zu schaffen.

Hier kann der Schreiber noch kurzfristig selber  entscheiden, ob er seinen Schriftverkehr der Post oder lieber gleich dem Mülleimer übergeben möchte.

Das setzt allerdings eine gewisse Selbstdisziplin voraus. Aber die haben die Dänen ja.

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Über die (guten) Vorsätze

Ein guter Freund fragte mich am Silvestertag nach meinen “Vorsätzen” für das kommende Jahr. Wir Deutschen lieben Vorsätze, vor allem „gute“ und besonders am Silvestertag – danach meist nicht mehr. Und „schlechte“ Vorsätze scheint es faktisch gar nicht zu geben.

Das Wort „Vorsatz“ stammt offenbar aus dem Mittelhochdeutschen und wurde dort wohl vom Lateinischen „propositum“ abgeleitet. Der Vorsatz steht offenbar vor dem Satz, dem Diktum, dem Gesetz. Dies ist auch im technischen Bereich der Fall, wenn von „Vorsatzgeräten“ die Rede ist; sie werden vor das eigentliche Gerät montiert. Übrigens, wer „vorsätzlich“ handelt, wird meist bestraft. Ein weniger gebräuchliches aber sicher treffenderes Wort wäre deshalb „Vornahme“.

Aber auch die zeitliche Fixierung auf das Jahresende ist natürlich barer Unsinn: Wenn man im Laufe des Jahres die Notwendigkeit oder den Wunsch sieht, etwas zu tun oder zu lassen, dann wartet man am besten nicht damit bis zum Jahreswechsel: „Kommendes Jahr lasse ich das Dach reparieren, damit es nicht mehr reinregnet ins Wohnzimmer!“ Welch tolle Idee!

Die meisten Vorsätze sind ohnehin obsolet, weil sie idR nur 24 Stunden halten. Also lassen wir das mit den Vorsätzen, den guten gar. Der Volksmund weiß: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert!“ Also sich besser nichts vornehmen, damit es „himmlisch“ wird? Es lebte sich gewiss leichter ohne.

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Ganzjähriger Weihnachtsbaum – ein Evergreen!

Am 6. Januar ist in der Regel das Ende des viel besungenen und bunt geschmückten Tannenbaums gekommen: Ob er nadelt oder nicht, er muss raus!

Vorher wird er „abgeschmückt“. Die Dekoration landet wieder für ein knappes Jahr in Schachteln und Kartons im Keller. Der Baum selber wird zur Grünabfallstelle gebracht oder steht noch für eine Weile auf Balkon oder Terrasse, wo sich die Vogelwelt an ihm delektieren kann. Tipp: Meisenringe usw. reinhängen!

Doch wie wäre es mit einer „Initiative für den ganzjährigen Verbleib des Weihnachtsbaum im Hause (IVWH)“?

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Was hätte alles aus uns werden können?

Welche Begabungen bekommt ein Kind mit auf den Weg? Und wer hilft ihm, diese zu entdecken und zu nutzen?

Einst war das „Talent“ eine altbabylonische Maßeinheit der Masse (Traglast eines Mannes). Wie andere antike Masseeinheiten wurde das Talent durch Aufwägen von Silber (seltener Gold oder Kupfer) als Währung benutzt. Wer „Talente“ hatte, war also reich.

Meine Vorfahren waren unterschiedlich talentiert. Welche Gene der Vorfahren haben sich da gut durchmischt durchgesetzt? Demnächst wird man es schon kurz nach der Geburt, wahrscheinlich sogar schon vor der Geburt wissen. Und was dann? Will man das überhaupt wissen? Wir wissen immer mehr. Sind wir deshalb glücklicher? Eher nicht. Wer vom Baum der Erkenntnis isst, fliegt aus dem Paradies. So ist das!

Der Mensch wird auf Grund seiner Gene mit unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen und auf Grund seiner Sozialisation mit unterschiedlichen Lebensaufgaben ausgestattet.

Wie reich bin ich selber an Talenten? Meine Lehrer waren wenig daran interessiert – oder schlicht nicht talentiert genug, meine Talente zu entdecken. Doch geht es in den Staatsschulen auch nicht um Talente; es geht vielmehr und zunehmend darum, die Qualifikationsbedarfe der Wirtschaft zu erfüllen. Das sind zwei völlig unterschiedliche Ziele. Pursuit of happiness? Weit gefehlt!

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