In memoriam – Alfred Heidtmann

FredFagottMein Vater, Alfred Carl Heidtmann, wurde am 2. März 1920 in Sagehorn als Sohn von Heinrich und Catherine Heidtmann, geb. Harling, geboren.

Er besuchte die Volksschule Sagehorn. Dort wurde seine musikalische Begabung entdeckt, auf Grund derer er ab dem Jahre 1938 ein Stipendium für das Konservatorium Leipzig erhielt. Sein Instrument wurde das Fagott. Sein Studium konnte er nicht beenden, da er im Herbst des Jahres 1940 zum Kriegsdienst eingezogen wurde.

Nach der Teilnahme am Russlandfeldzug gelangte er wegen Erfrierungen im Gesicht in die besetzten Niederlande, wo er als „gelernter“ Musiker in einem SS-Musikkorps für „gute Stimmung“ zu sorgen hatte. Dort lernte er im Jahre 1943 auch meine Mutter Johanna (Jopie) Koopman kennen. Weihnachten 1943 war Verlobung, ein Jahr später wurde geheiratet.

Wegen der Zugehörigkeit zur SS musste er nach Kriegsende für drei Jahre nach Belgien und später England in Kriegsgefangenschaft. Meine Mutter musste als „Moffengriet“ parallel dazu aus den Niederlanden fliehen und kam in Abwesenheit ihres Mannes bei den Schwiegereltern in Sagehorn unter.

Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft arbeitete mein Vater zunächst als Fagottist im Bremer Stadttheater  am Wall. Nach der Zusammenlegung von Theaterorchester und der Philharmonie Bremen bekamen die Kollegen mit vollständigem Abschluss den Vorzug. Einem Angebot aus Hannover wollte er nicht folgen, weil er dazu seinen Heimatort Sagehorn wieder hätte verlassen müssen.

Er bekam dann zunächst eine Anstellung als Bühnenarbeiter beim Theater Bremen, später als Transportleiter. Erst in den 60er Jahren gelang ihm als „Orchesterwart“ der Weg zurück ins Orchester der Philharmonie Bremen. Dort war er bis zum Erreichen des Rentenalters tätig.

In Leipzig war „genügendes“ Klavierspiel parallel zum Hauptinstrument erforderlich. Dieses Instrument  wurde dann privat sein Hauptinstrument – ein Pianoforte von August Förster. Das Heckel-Fagott hat er nie wieder ausgepackt. Später kauft er dann auch eine GEM-Heimorgel. Täglich hat er gespielt – nie klassisch, immer „leichte Muse“. Auf privaten Feiern war er stets gern gesehener Gast, sofern ein Klavier vorhanden war.

Mein Vater hat auch ein gutes Auge für Motive. Daraus sind in den 40 und 50er Jahren viele Fotos entstanden. Danach hat er sich dem Schmalspurfilm (Doppel8, Super8), später dem Video zugewandt. Hier ist er auf die Schienen geraten:

Foto: Alfred Heidtmann

Das Foto entstand mit großer Wahrscheinlichkeit per Selbstauslöser auf der Bahnstrecke Sagehorn – Kirchweyhe unter der Brücke auf dem Berge in Sagehorn.

Am 18. März 2006 ist Alfred Heidtmann in Sagehorn in seinem eigenen Bett gestorben.

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5 Antworten zu In memoriam – Alfred Heidtmann

  1. Dieter Osmers sagt:

    Dein Vater hatte fotografisches Talent. Er scheint viel mit Selbstauslöser gearbeitet zu haben.

  2. Gerd Bertram sagt:

    Ich kann mich sehr gut an die Zeit erinnern als dein Vater in HB im Filmclub war und eben auch Trickaufnahmen machte. Wir haben dann gemeinsam Blumen in Vasen im Zick-Zack aufgestellt und dann eben kurze Sequenzen aufgenommen und das auf dem Weg zur kleinen Mühlengrabenbrücke, auch haben wir das mit dem Lloyd deiner Eltern gemacht, den auch im Zick-Zack vom Hof gefahren aber quasi nach jeder neuen Richtung gestoppt und kurz gefilmt, auch über einen längeren Zeitraum haben wir Tulpen aufgenommen d.h. morgens war die Blüte geschlossen und abends auch, aber in den Mittagsstunden standen die Blüten in voller Pracht also total geöffnet.
    Hat man diese Filmausschnitte dann normal vorgeführt sah alles schon verrückt aus wie der Lloyd vom Hof saust so im Zick-Zack, oder die Tulpen im Zeitraffer sich öffnen und schließen. Wir haben dabei viel Spaß gehabt und ich habe sehr viel von deinem Vater in dem Bereich Foto und Film gelernt, das ist bis heute so geblieben.
    MfG
    Gerd Bertram

  3. Karl-Heinz Heidtmann sagt:

    Ja, von Foto und Film verstand er etwas. Auch ich konnte da viel von ihm lernen. Besonders die Kameraführung bei Video will ja gelernt sein …

    Hier im Z(w)eitgeist habe ich ja einige alte schwarz-weiß Fotos von ihm veröffentlicht, die er mit einer 6 x 9 Zeiss Ikon-Nettar Novar-Anastigmat 1:4,5 f=75mm gemacht hat. Vor allem aber hatte er ein Auge für das Motiv.

  4. Elly sagt:

    Ik kan mij die histoire met de tulpen goed herinneren, vond die film super.

  5. Karl-Heinz Heidtmann sagt:

    Du meinst vermutlich den Zeitrafferfilm, wo er die sich mrogens öffnenden Tulpen gefilmt hat.

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