Trübsinn ist besser als gute Laune!

Seit mehr als einem Jahrzehnt versuchen Wissenschaftler und Autoren uns glauben zu machen, dass der Mensch zum Glück geboren wurde: „Don’t worry, be happy“ lautete die entsprechende Losung. Glückratgeber und Glücksformeln schossen seitdem wie Pilze bei feucht-warmen Wetter aus dem Boden.

Doch jeder Trend hat ein Haltbarkeitsdatum. Und wer es gerne anders hätte, gibt am besten ein wissenschaftlich Studie in Auftrag, am besten an den Fachbereich der Psychologie, die richtet das dann schon.

So hat der Psychologe Joseph Forgas von der „University of New South Wales in Sydney“ ein Plädoyer für schlechte Laune verfasst („Current Directions in Psychological Science“, Bd.22, S.225, 2013). Demnach funktionieren Gedächtnis und analytisches Denken besser, wenn die Stimmung schlecht ist.

Es ist ja schon länger bekannt, dass sich schöpferische Kraft durchaus aus der Schwermut ergeben kann: Als Beispiel dienen Menschen wie der übellaunige Beethoven, der schwermütige Franz Kafka oder der manisch-depressive Thomas Mann als Beleg für den Trübsinn als kreative Quelle. Wir berichteten hier.

Die Dysphorie (so der wissenschaftliche Begriff für die schlechte Laune) sei ein natürlicher Begleiter des Menschen. Wer schlechter Stimmung sei, der interpretiere dies als ein Signal für eine Situation, die ihn herausfordere, und er passe sein Handeln und Denken eher den Umständen an. Schlechte Stimmung erhöhe die Neigung zum Skeptizismus. Der positive denkende Mensch schere sich hingegen nicht viel um seine Umwelt, den alle Signale werden positiv interpretiert, er glaubt, was ihm erzählt wird.

Der Übellaunige sei sogar der sozial verträglichere Mensch, dem sogar Fairness und Gerechtigkeit mehr am Herzen lägen als dem Sonnenschein und Li-La-Laune-Bär.

Ist schlechte Laune also gar ein großer evolutionärer Vorteil?

(Quelle: Süddeutsche Zeitung, 01. Juli 2013, Seite 16)

 

 

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