Feiern ist zwar nicht lebensnotwendig, aber doch gut fürs Gemüt.
Für das Feiern gibt es viele Gründe – vor allem im Dezember: Erst Weihnachten, dann Silvester. Und merkwürdigerweise haben ganz viele Menschen in diesem Monat Geburtstag, nicht nur der Nazarener. Das muss wohl mit dem Frühlingserwachen im März zu tun haben!
Warum feiern wir überhaupt? Wir feiern vor allem, um uns selbst zu belohnen. Wir feiern auch, um eine Auszeit vom grauen Alltag zu nehmen. Wir feiern, um das Loslassen zu üben. Wir feiern mit Freunden, die wir lange nicht gesehen haben, um unsere Freundschaft zu erneuern. Und wir feiern, um unsere eigene Vergänglichkeit zu vergessen.
Das ganze Leben ist ein Auf und Ab. Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Wir feiern, auch wenn wir wissen, dass nach der Euphorie des Feierns der sprichwörtliche „Kater“ kommt. Schon Goethe wusste: „Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen.
Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Feiern, die mit unserer Biografie zu tun haben und besondere Höhepunkte darstellen: Geburtstag, Hochzeit, Taufe, Konfirmation usw. Und wir feiern Feste, die der Kalender diktiert, die „Feiertage“ eben: Ostern, Pfingsten, Weihnachten, Sylvester usw.
Und dann gibt es noch die pragmatische Regel, wie sie der Volksmund so lebensbejahend formuliert: „Man soll die Feste feiern, wie sie fallen.“ Und dafür braucht es manchmal nur wenig.
Feiern und Feste gehören zusammen; doch viele Menschen haben den ursprünglichen Sinn des Feierns und der Feste vergessen. Man feiert private Feste, weil das vermeintlich erwartet wird, weil eine „Gegeneinladung“ fällig ist oder auch weil man andere damit beeindrucken will. Man feiert die kalendarischen Feste, weil man das so macht.
Doch ohne Rituale funktioniert selbst die Weltkirche nicht. Allein schon das gemeinsame Feiern, ist ein uraltes Ritual: Wer mit anderen feiert, kann sich und Gemeinschaft erleben. Feiern und Feste wirken gemeinschaftsstiftend und gemeinschaftserhaltend. Das geht besonders gut an „Feiertagen“ und am „Feierabend“. Rituale, wie gemeinsam zu essen und zu trinken, – daher auch das „Festmahl“ – festigen den Zusammenhalt.
„Am nächsten Morgen kam der kleine Prinz zurück. ´Es wäre besser gewesen, du wärst zur selben Stunde wiedergekommen´, sagte der Fuchs. ´Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein. Je mehr die Zeit vergeht, um so glücklicher werde ich mich fühlen. Um vier Uhr werde ich mich schon aufregen und beunruhigen; ich werde erfahren, wie teuer das Glück ist. Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nie wissen, wann mein Herz da sein soll … Es muss feste Bräuche geben.´“ (Aus: Antoine de Saint-Exupéry – „Der Kleine Prinz“)