Das „Goldene Kalb“ ist laut biblischer Überlieferung ein Götzenbild, das die Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten schufen, während Moses auf dem Berg Sinai die zehn Gebote erhielt (2. Mose). Hiervon leitet sich die heute noch gängige Redensart vom „Tanz ums goldene Kalb“ als Sinnbild für eine Verehrung von Reichtum und Macht ab.
Betrachtet man die heutige Welt, dann scheint der „Tanz um das Goldene Kalb“ zum Dauerzustand geworden zu sein. Dem Götzen Mammon wird auch noch der letzte schöne Winkel dieser Erde geopfert. Das Kalb hört heute u.a. auf den Namen Dax und ist dort am schönsten bei tendenziell 10.000 Punkten.
25% Kapitalrendite postulierte einst die Deutsche Bank. Auch alle andere Unternehmen versuchen ihre „Profitabilität“ weiter zu steigern. Audi schaffte 2013 „nur“ gut 10% (bei 4 Milliarden Gewinn). Da will Daimler nicht länger zurückstehen und verordnet sich nach Sparprogrammen wie „Core“ oder „Dolores“ (bei EADS) nun selber „Fit for Leadership„, durch das man endlich auch 10% Umsatzrendite erreichen will, dies – wie immer in solchen Fällen – vor allem dadurch, dass künftig weitere 10% der Belegschaft eingespart werden sollen.
Fordern Arbeitnehmer in den Tarifverhandlungen ihren Anteil an der Produktivitätssteigerung, wird die Forderung meist brüsk zurückgewiesen: Internationaler Wettbewerb, Arbeitsplätze, Konsolidierung. Um solch ärgerliches Ansinnen in der Zukunft weiter zu reduzieren, wird weiter auf automatisierte Prozesse und Roboter gesetzt – die arbeiten 24 Stunden ohne Murren, Gewerkschaft und Überstundenaufschlag.
Ein Freund besichtigte vor Kurzem die Autostadt in Wolfsburg. Als er zu dem in einem Hügel eingebetteten Bugatti Veyron (1250 PS, max Geschwindigkeit 417 km/h, Verbrauch 20 Liter/100 km, CO2-Ausstoß 450 g / km) geführt wurde, fiel ihm eben jene Parabel wieder ein. So erstrahlt das Goldene Kalb heute in silbernem Glanz.
Wer mag, kann auch einmal einen Blick in den Petersdom oder andere Sakralbauten werfen. Prunk, Glanz und Gold wohin das Auge blickt. Bischof Tebartz-van Elst versteht vermutlich die Welt nicht mehr – wurde dem christlichen Gott zur Ehre doch seit Jahrhunderten mit allem möglichen Pomp gehuldigt, mit Geld, dass man vor allem den Ärmsten der Armen abgepresst oder den Reichen im Gegenzuge ein schattiges Plätzchen im Jenseits versprochen hatte. Da muss eine neue Enzyklika an ihm vorbeigegangen sein.
Und warum das alles? Wegen einiger auch von der katholischen Kirche durchaus erkannter und offenbar nicht zu tilgender „Todsünden“: Habgier, Hochmut, Genusssucht, Maßlosigkeit.
Moses war damals sehr erzürnt, als er das Goldene Kalb sah und veranstaltete mit den Leviten ein großes Gemetzel unter den Anbetern des Goldenen Kalbes, an dessen Ende 3000 Mann umkamen. Und der liebe Gott, der zunächst alle umkommen lassen wollte, schickte den Israeliten wenigstens noch diverse Seuchen hinterher.
Sehr geehrte Herren,
eine spannende Seite. Das Goldene Kalb war ein heidnisches Potenzsymbol für die männliche Seite eines Götterpaares. Interessant, dass Sie es mit Habgier, Hochmut, Genusssucht, Maßlosigkeit gleichsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Helga Beck