Die Hammeniederung und ihre „Hütten“

Die „Hammehütten“ entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts.

Einst benötigten die Moorbauern des Teufelsmoors mit ihren Torfkähnen vier Tage für die Strecke nach Bremen und zurück. Viele machten deshalb an bestimmten „Holtstellen“ (Haltestellen) von dem Angebot des Weitertransports durch die „Bockschiffer“ Gebrauch, die mit ihren „Bockschiffen“ eine Ladung von etwa 40 Torfkähnen aufnehmen konnten – und luden dort ihren Torf dort um.

Rund um diese „Holtstellen“ entwickelte sich ein reger Schiffsverkehr, der bald auch Kramläden und Schankgelegenheiten nach sich zog – hier wurde so mancher Erlös zum Leidwesen der Ehefrauen gleich umgesetzt. Als Geburtsstunde der Hammehütten gilt der 7. März 1814, als das Amt Osterholz bei der Stader Regierung die erste Schankkonzession an der Hamme beantragte. Einst soll es sieben solcher Hammehütten gegeben haben. Heute noch erhalten sind (Reihenfolge flussabwärts):

– Neu-Helgoland (firmiert unter „Hammehütte“)
– Melchers Hütte (früher auch Neu-Kamerun und Buschkaroff-Hütte)
– Hammehütte Kiautschou (seit 1925 nicht mehr bewirtschaftet)
– Tietjens Hütte

Neu Helgoland„, am Rande von Worpswede gelegen, bietet als regional bekanntes Ausflugslokal traditionelle Gastronomie und freundliches Personal. Ein Campingplatz, eine Badestelle und ein Kanuverleih gleich nebenan sorgen ebenfalls für Besucherfrequenz. Der gut besuchte und idyllisch gelegene Ort bietet auch reichlich Möglichkeiten für Rundwanderungen und Fahrradtouren durch die Hammeniederung. Im Sommer ist die Gaststätte täglich ab 10 Uhr geöffnet, im Winter Mittwoch bis Sonntag ab 11:30 Uhr.

Melchershütte“ steht seit Jahrhunderten hier, nicht weit von Osterholz-Scharmbeck entfernt. Viel verändert hat sich seither nicht – in den letzten 50 Jahren ist hier die Zeit definitiv stehen geblieben. Gästeführer bezeichnet die Atmosphäre als „behaglich“, „rustikal“ und „gemütlich“, faktisch handelt es sich jedoch eher um ein „uriges“ und wenig gastliches Ausflugsziel: Per ausuferndem Schilderwald ist hier fast alles verboten bzw. nicht erlaubt: Anlegen, parken, Fahrräder abstellen, Stullen mitbringen usw.

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Da angeblich immer noch keine Stromleitung liegt, gibt es weder Licht noch Kühlgeräte in dieser dunklen und feuchten Hütte. Das kulinarische Angebot ist deshalb  überaus  übersichtlich: Würstchen, Mettwurstbrot, Schinkenbrot, Topfkuchen, Kaffee,  Flaschenbier.

Garniert wird das Ganze von einer schwer zu überbietenden schroffen und muffeligen Bedienung, die, wer mag, für „originell“ halten kann. Unser Eindruck, nachdem wir wegen angeblich falscher Parkrichtung ordentlich gerüffelt und wegen fehlerhafter Kenntnisse über die Historie des Hauses barsch korrigiert wurden: Hier stört der Gast  ganz erheblich – und deshalb sollte man den Inhabern besser keinen zweiten Besuch antun.

Tietjens Hütte verdient wohl als einzige der Hammehütten den Titel „Restaurant“. Hier wird alles frisch zubereitet, was sonst wohl eher portionsgerecht aus dem Konvektomaten kommt. Auch als Hotel hat es internationalen Ruf – der schwedische Schriftsteller Lars Gustafsson hat Tietjens Hütte gar einst in einem seiner Romane verewigt.

Wer alle drei Hütten an einem Tage besuchen willen, kann dies mit Rad, Kanu oder Auto tun. Zusätzlich bieten die Adolphsdorfer Torfschiffer von Mai bis Oktober regelmäßige Fahrten wie auch Charterfahrten für Gruppen mit ihren historischen Torfkähnen (heute aber mit Außenbordmotoren) auf der Hamme an.

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