Interventionen – Barlach in Münster

Foto: hwk

Wenn Sie Freude und Interesse daran haben und die Werke eines bedeutenden Künstlers kennenlernen möchten, dann entführe ich Sie gerne in mehreren Folgen an sieben verschiedene Orte einer wunderbaren Ausstellung in Münster.

Die meisten kennen den Künstler Ernst Barlach von seinen Skulpturen her. Irgendwo hat fast jeder schon mal eine Arbeit von ihm gesehen. Er war stets umstritten, weil auch er selber zu Beginn von Selbstzweifeln geplagt war und einige Zeit benötigte, um zu seinem eignen Stil zu finden.

Geboren ist Ernst Barlach am 2. Januar 1870 in Wedel in Holstein. Als ältester von vier Söhnen, einst hoch gelobt und viel gepriesen, oft umstritten, von den Nazis gedemütigt,  seine Kunstwerke als entartet geächtet und vernichtet, stirbt an Gram nach langer, schwerer Krankheit am 24. Oktober 1938.

Ich kenne Ernst Barlach, weil mir eine Skulptur in meiner Heimatstadt Kiel von ihm vor vielen Jahren aufgefallen war. Überdies habe ich die wohl bekannteste Skulptur von ihm im Dom von Güstrow gesehen.

Als ich von der Ausstellung in Münster erfuhr hat es mich gereizt, mich daran ein wenig zu beteiligen. Deshalb tue ich Dienst in drei Kirchen, die durch den evangelischen Kirchenkreis betreut werden.

Die Ernst-Barlach-Ausstellung in Münster ist in vier Kirchen, einem Museum, dem Stadttheater und dem Foyer der Bezirksregierung zu sehen – jeder Teil für sich mit einem eigenen Schwerpunkt, aber in der Gesamtheit das komplette Werk aufzeigend. Die Reihenfolge der Besuche ist dabei nicht von Belang und somit jedem selbst überlassen.

Die ausgewählten Orte sind alle zentral in der Münsteraner Innenstadt zu erreichen. Es zeigt sich jedoch bereits im Laufe der Ausstellung, dass viele Besucher immer wiederkommen, selten alle Orte an einem Tag besuchen und fasziniert sind von der Fülle und Dichte der Ausstellung. Jeder kann seine eigenen Schwerpunkte setzen.

Als ehrenamtliche „Aufsicht“ beobachte sehr unterschiedliche Besuchertypen:

  • Die Museumstouristen, die in 5 Minuten meinen, alles gesehen zu haben
  • Die Museumstouristen mit der Kamera, die alles schnell fotografieren (bis hin zu den Texttäfelchen), um rasch zum nächsten Standort zu gelangen, um später zeigen zu können, wo sie überall schon gewesen sind
  • Die Barlach-Skulptursucher, die die Aufseher/-innen fragen: „Wo sind seine Skulpturen?“. Es interessiert sie nicht, was der Künstler sonst noch gemacht hat. Sie besuchen nicht die Orte, an denen keine Skulpturen ausgestellt sind
  • Die Barlach-Interessierten, die irgendwo schon mal etwas gesehen haben, Gefallen gefunden haben und ihre Kenntnisse vertiefen möchten, weil Sie  Interesse an Mensch und Werk gefunden haben
  • Die Barlach-Kenner, die bereits viel über ihn wissen und dieses Wissen gerne noch vertiefen, auffrischen oder ergänzen möchten

Darüber hinaus gibt es sicher noch viele andere Charaktere oder Menschen, die ganz einfach mal reinschauen. Meine Schilderung ist ganz wertfrei und soll Sie lediglich ein wenig aufmerksam machen oder gar ihr Interesse wecken.

Lassen Sie sich entführen in die Welt des „Geistkämpfers“, des „schwebenden Engels“, des Zweiflers“, des „Buchlesers“, aber auch der „Sündflut“, des „armen Vetters“, des „Findlings“ oder auch einiger Plakate aus dem „Simplicissimus“ und zu „Goethe’s Faust“, zu Zeichnungen, Skizzen und Holzdrucken.

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