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Die Erlöserkirche ist eine der über 50 sogenannten „Notkirchen“. Erstmals erbaut 1900 als Hauptkirche der evangelischen Bürger der Stadt. In einer Bombennacht im Juni 1943 zerstört, wurde sie im März 1950 wieder neu eingeweiht (eine der vielen Kirchen des Architekten Otto Bartning). Roter Stein als Mauerwerk, übergehend in eine komplette Dachkonstruktion aus Holz. Ein durchgezogener Fries aus hellen Glasfenstern bringt Licht in den relativ kleinen und viel Ruhe ausstrahlenden Kirchenraum.
Hier nun finden wir einen ganz anderen Ernst Barlach. Der eher unbekannte Theaterschriftsteller, der neben autobiographischen Arbeiten zwei Romane und acht Bühnenwerke (Dramen) veröffentlicht hat. Wir finden Textfahnen zu den 8 Dramen – Plakate, Schriften und Programmhefte zu den Dramen – Fotos zu den Theateraufführungen. Ernst Barlach war vornehmlich Schriftsteller, dann Zeichner und schließlich Bildhauer bzw. Holzschnitzer.
Die Dramen sind nun wahrlich nichts für zarte Gemüter. Sie provozieren, zeigen keine schöne und heile Welt, arbeiten hart an der Realität, ohne zu beschönigen und hinterlassen oft ein verstörtes und ergriffenes Publikum: „Der tote Tag“ – „Der arme Vetter“ – „Die echten Sedemunds“ – „Der Findling“ – „Die Sündflut“ – „Der blaue Boll“ – „Die gute Zeit“ – „Der Graf von Ratzeburg“.
Viele namhafte und bekannte Künstler haben die unterschiedlichsten Rollen in seinen Dramen gespielt, die an Aussagekraft und Bedeutung bis heute nichts verloren haben. Barlach ist nach Brecht der einzige Dichter seiner Zeit, der auch heute noch auf den deutschsprachigen Bühnen lebendig ist (aus dem Katalog zur Ausstellung).
Dazu passen dann gut die bekannte Bronzeplastik „Der Buchleser“ und das Relief „Der Dichter“. In einer Vitrine ist die Skulptur der „Russische Bettlerin I“ zu sehen – eine sehr schöne Bronzeplastik mit hoher Ausstrahlungskraft. Bettler und Bettlerinnen finden sich immer wieder in seinen Zeichnungen, Holzschnitten und Plastiken wieder. Sie zeigen demütige und verzweifelte Menschen, die sich auf einer tiefen Stufe menschlichen Lebens befinden.
Sehr nachdenklich verlasse ich diese Kirche, um mich beim nächsten Besuch einer neuen Herausforderung zu stellen.