Interventionen – Barlach in Münster – Dominikanerkirche

Foto: hwk

Mit der Dominikanerkirche betrete ein Gotteshaus des Dominikanerordens, der 1346 in Münster erstmals erwähnt wird. Der offizielle Kirchenbau an dieser Stelle war den historischen Eintragungen nach im Jahre 1728 abgeschlossen mit der feierlichen Einweihung. Die Kirche war schließlich Teil einer Klosteranlage.

Im Wechsel der Geschichte hat auch diese Kirche einen vielfältigen Wandel über sich ergehen lassen müssen. Das Innere zeigt ein basilikales Schema mit erhöhtem Mittelschiff und Querhaus, zwei niedrigen Seitenschiffen und einer außen achteckigen, innen runden Vierungskuppel – heute eine überaus helle und modern anmutende Kirche, die jedoch ihren geschichtlichen Hintergrund bewahrt hat.

Hier nun befindet sich die künstlerische Entwicklung Barlachs: Viele Skulpturen in Bronze, Holz, Porzellan und Gips und auch Zeichnungen mit unterschiedlichen Motiven. Barlach der gerade zu Beginn seiner Schaffenszeit immer wieder mit sich kämpfte, selber unzufrieden war und nicht den rechten Weg in seiner Kunst fand, seinen ihm eigenen Stil in der Darstellung seiner Werke. Eine längere Reise nach Russland und der Blick auf die einfachen Menschen fingen dann an, ihn stärker zu prägen. Wie bereits an anderer Stelle bemerkt, führte der erlebte 1. Weltkrieg zu einer völligen Neuordnung und dem Durchbruch seiner Arbeiten.

Er, der unbedingt (wie die meisten Menschen der damaligen Zeit) an dem Krieg aktiv teilnehmen wollte, wurde aufgrund seines Alters erst im Dezember 1915 eingezogen. Nach kurzer Zeit dann jedoch schon wieder entlassen und war schließlich als freiwilliger Helfer aktiv. Er verarbeitet in vielen plastischen und graphischen Werken die Schrecken und Folgen des Krieges.

Ernst Barlach hatte gute Kontakte zu den namhaften Künstlern der damaligen Zeit (viele von ihnen gehörten der „Berliner Secession“ an). Er strebte dem Höhepunkt seines Schaffens zu und empfing viele Ehrungen und Anerkennungen.

Von dieser Vielfalt zeugen die unterschiedlichen Arbeiten in dieser Kirche. Einige wunderschöne Plastiken in Porzellan, wie z.B. das „russische Liebespaar“ (sogar in Farbe), das Freude ausstrahlt, wie auch die Bronzeskulptur „der singende Mann“. Dann das erschreckende und tiefgreifende Gegenteil in immer neuen Variationen von Bettler/-innen-Darstellungen, bis hin zum „Magdeburger Ehrenmahl“ (Arbeiten, die immer wieder den Schrecken des Krieges zum Inhalt haben); aber auch der plastischen Arbeit der „Krautpflückerin“ (der Abschluss an der Dresdener Kunstakademie als Meisterschüler).

Viele seiner Arbeiten finden wir heute als Denk- oder Ehrenmäler, aber auch häufig auf Friedhöfen, in Museen und Kirchen. Das „Magdeburger Ehrenmal“ aus Eichenholz gearbeitet zeigt Not, Tod und Verzweiflung. Es wurde zum Totensonntag 1929 im Magdeburger Dom aufgestellt. Es führte von Beginn an zu heftigen Kritiken und Spott, die Menschen dieser und der folgenden Zeiten sahen in den Soldaten Helden und keine niedergeschlagenen und ausgemergelten Körper des Entsetzens. So wurde dieses Ehrenmal bereits am 24. September 1934 wieder entfernt. Es war zugleich das erste Ehrenmal Barlachs, das von einem öffentlichen Raum entfernt wurde. Damit zieht Barlach den Entwurf eines weiteren Denkmals für Malchin zurück.

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