Ille hat ihre Imkerei in Snoede aufgegeben, ihre eine Schulter macht nicht mehr richtig mit. Lennart hat seinen Imbiss mit Mini-Golfbahn in Stoense Utflytter vor drei Jahren geschlossen, das gesamte Objekt steht nun zum Verkauf; er, der einstige Abgeordnete des dänischen „Folketing“ ist einfach zu alt dafür. Lasse hat seine Ferienwohnungen und Boote in Tryggelev auch wohl verkauft, auch er hat genug gearbeitet. Und Ole Dehns Angelläden und Angelboote in Spodsberg und Lohals sind schon lange Geschichte.
Frau Stürup ist 69. Vergangene Woche ist ihr Mann gestorben. Nun wird auch sie sicher bald ihren heimeligen und gut sortierten Buch- und Schreibwarenladen in Humble zumachen. „Sportigan“ nebenan muss hingegen noch ein paar Jahre, hofft aber schon jetzt auf einen Käufer für sein Sport-, Jagd- und Angelgeschäft.
Die Pension „Concordia“ in Lohalser Østerhusevej ist inzwischen wieder privates Wohnhaus. Die einst beliebte Ferienbleibe war vom „Standard“ her in den 60er Jahren stehengeblieben. Das konnte die Wirtin noch eine Weile mit ihrer liebenswerten Persönlichkeit und „Familienanschluss“ ausgleichen – irgendwann erwartete die Kundschaft dann doch eigene Duschen und Toiletten – und das gab das Stückwerk des immer wieder aus- und angebauten einstigen Einfamilienhauses einfach nicht her.
Der irrsinnig idyllische Campingplatz in Hou an der Nordspitze der Insel ist schon vor vielen Jahren einigen Ferienhäusern gewichen. Das Hotel „Færgegården“ in Lohals wurde in Eigentumsappartments umgewandelt. Von den drei Einkaufsmärkten in Lohals ist nur noch „Dagli Brugsen“ übrig geblieben. Der Waschsalon in Rudkøbing ist auch verschwunden, weil doch jede moderne Fewo inzwischen eine Waschmaschine hat.
So verändert sich das Gesicht Langelands von Jahr zu Jahr. Seit die beiden Fähren von Lohals nach Korsør und von Bagenkop nach Kiel eingestellt wurden, hat sich die Zahl der Feriengäste deutlich reduziert. Außerdem macht ein Urlaub in Dänemark eben längst nicht so viel Eindruck wie „all inclusive“ in der Türkei, ein Strandurlaub in Florida oder eine Fernwanderung auf dem „Jakobsweg“. In der himmlischen Ruhe einer nordeuropäischen, esizeitlich geprägtern Landschaft kann man sich einfach nur „erholen“.
Das Motto Langelands „Kom og vaer til“ (Komm und sei mit dabei) ist dabei so aktuell wie einst. Nie schließen einen die freundlichen Dänen aus, doch immer wahren sie einen respektvollen Sicherheitsabstand. Den sollte man auch als Gast beherzigen: Man ist auch auf Privatgrundstücken durchaus willkommen, wenn man 50 Meter Abstand zum Wohnhaus wahrt, denn oft führen die inzwischen vielen ausgewiesenen wundserschönen Rad- und Wanderwege über Privatgrundstücke. Schön, wenn man andere an seinem Eigentum so teilhaben lässt – eine in Deutschland eher seltene Einstellung: Alles meins!
Kilometerlange menschenleere Strände laden zu ausgedehnten Strandwanderungen ein. Eine Unterteilung in Nackte und Bekleidete und solche mit Hunde kommt dabei nicht vor. Auch findet man nirgends abgezäunte Bereiche und Wächter, die Eintrittsgeld für den Strandzugang verlangen. Selbst die Parkplätze sind kostenfrei und ohne Parkautomaten, die 24 Stunden und 365 Tage im Jahr gefüttert werden möchten.
Spätestens seit William Shakespeare sein Drama „Hamlet“ schrieb, weiß man, dass etwas faul im Staate Dänemark ist – und die modernen Dänen lassen dies durchaus gerne weiter zu!
So verändert sich das Leben. Der Gewinn zählt,nicht der Mensch.
Nach Dänemark fahren meine Frau und ich weiterhin oft und gerne!