Nicht nachmachen! Kraaach! Booom! Peeeng!

Da sehe ich mir neulich ganz gemütlich das Abendprogramm im Fernsehen an und sehe plötzlich eine Werbung auf eine andere Sendung an einem der kommenden Abende.

Der sehr amüsante Titel „Nicht nachmachen!“ stimmt mich bereits sehr nachdenklich. Dann folgen die ersten Bilder und ich werde sprachlos. Es knallt, platzt und explodiert – und das alles in Super Slow Motion! Da wird eine Mikrowelle in die Luft gejagt; irgendetwas rauschte über eine Rutsche in einen kleinen Pool, und es kommt zu einer Explosion; jemand liegt im Liegestuhl, es kommt plötzlich zu einer Explosion per Fernzünder und der Liegestuhl samt Inhalt bricht in sich zusammen; da wird eine Wohnzimmerdecke zum Einsturz gebracht – und viele skurrile Dinge mehr.

Ich frage mich allen Ernstes, was geht in unseren Fernsehmachern vor? Das Fernsehpublikum muss sich berieseln lassen von Mobbingspezialisten, die ihre Gäste nach Belieben fertig machen, mit Wettkämpfen, die die Teilnehmer in lebensgefährliche Situationen treibt und was weiß ich noch alles.

Weil das alles offensichtlich nicht ausreicht, werden jetzt Wohnungen in die Luft gesprengt mit dem Hinweis, dass das bloß niemand nachmachen darf  – und die Lacher werden gleich mit abgebildet. Solche Sendungen würde man bei den „Privatsendern“ vermuten.

Jeder Mensch weiß, dass es unter den Millionen Fernsehzuschauern eine nicht kleine Klientel gibt, die nur auf neue Ideen wartet, um ihre Umwelt in Angst und Schrecken zu versetzen. Jeder, der Kinder hat weiß, dass nichts reizvoller ist, als ein Verbot auszusprechen. Kinder und Jugendliche probieren dann gerne einmal aus, ohne die wirklichen Gefahren einschätzen zu können. Millionen von Fernsehzuschauern amüsieren sich köstlich auf Kosten anderer, nur wenn es dann in der eigenen Familie passiert? Wie konnte das bloß passieren?

Nicht nachmachen!“ ist von der Idee her schon völlig verrückt und unter dem Titel geradezu eine Aufforderung, es doch auch einmal zu versuchen. Die Macher reden sich dann ganz schnell raus: Es seien doch alles mündige Bürger, die Zuschauer – was könne man denn dafür, wenn es einer nachmache und dabei die Folgen falsch einschätze? Es heißt doch nicht umsonst „Nicht nachmachen!“ Hauptsache die Einschaltquote stimmt! Doch wird diese Sendung der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten mit den Rundfunkgebühren (GEZ) finanziert – wenn Sie mich fragen, ein Unding.

Die Macher dieser und vieler anderer verantwortungsloser Sendungen haben die Grenze des Erlaubten doch schon lange überschritten. Nur die Zuschauer können hier noch Einhalt gebieten und diese Spielchen nicht mitmachen. Nur leider ist diese Erkenntnis noch nicht überall durchgedrungen, und die Meisten amüsieren sich doch allzu gerne auf Kosten der Anderen. Schade, überall wird für mehr Mitbestimmung in der Bevölkerung plädiert. Ich frage mich, ob wir dazu überhaupt schon fähig sind?

Hans-Werner Kleindiek

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7 Antworten zu Nicht nachmachen! Kraaach! Booom! Peeeng!

  1. Reinhold sagt:

    Was für eine seltsam xxxxx* Kritik!

    Meiner Meinung nach können diese Sendung selbst Kinder anschauen, wenn man diese vorher darüber aufklärt um was es in der Sendung geht. Und bei diesen wirkt der Spruch „Nicht nachmachen“ noch drastischer.

    Die Sendung ist zwar rein gar nicht wissenschaftlicher Natur, aber trotzdem gibt sie den meisten Naturwissenschaftler aus den einschlägigen Bereichen geeignetes Beobachtungspotenzial.

    * Kommentare mit Invektiven veröffentlichen wir grundsätzlich nicht. Wir haben uns daher erlaubt, Ihr Adjektiv unkenntlich zu machen. Kritik ja, Beleidigungen nein! (Karl-H. Heidtmann)

  2. Everhart Bilker sagt:

    Lieber Herr Kleindiek, da sind aber die Kritik-Pferde mit Ihnen durchgegangen!
    Ich sehe in der zugestanden infantilen Sendung „nicht nachmachen“ keine allzu große Gefahr für die deutschen TV-Gucker.
    Schadenfreude und ein kindlicher Spaß am Zerdeppern von an sich Erhaltenswertem sind nun mal eine Humorsparte, die es schon immer gegeben hat und weiter geben wird. In unzähligen Spielfilmen der letzten 50 Jahre wurde gesprengt, versenkt und verbrannt. Vor 40 Jahren versenkten Deutschlands Fernsehlieblinge Vivi Bach und Dietmar Schönherr einen vollbesetzte PKW im Studiopool – beinahe wären die Kandidaten dabei ersoffen. Und das alles ohne dass die Nation jeden Unsinn am nächsten Tag nachgemacht hätte.
    Heutzutage feiert Stefan Raab mit seiner Show „Schlag den Raab“ Rekordeinschaltquoten nur mit Geschicklichkeits- und Wissenspielen, aber da wiederum ist der Raab so unsympathisch.
    Ich fürchte, Robert Lemke mit seinem Schweinderl und Heinz Mägerlein mit den Wissensgebieten kommen nicht zurück – außer bei G. Jauch.
    Den Anspruch auf Niveau mit dem Entrichten der GEZ-Gebühren in Zusammenhang zu bringen, ist nicht praktikabel und reine Polemik.
    Ihre Bewertung einiger TV-Sendungen als „verantwortungslos“ oder gar „unerlaubt“ empfinde ich als doch entschieden zu humorlos, ziemlich intolerant, bestenfalls griesgrämig. „Ich bestimme, welcher Humor lustig und erlaubt ist“ kann wohl für Sie persönlich gelten, aber bitte nicht für uns alle (obwohl ich wahrscheinlich in vielen Fällen mit Ihrer negativen Empfindung übereinstimmen würde).
    Das Fernsehen hat ja an sich ein taugliches Regulat – die Einschaltquote. Ist die mies, ist die Sendung sehr schnell wieder verschwunden.
    Der Ruf „nicht nachmachen!“ gilt bestimmt für sehr viele Erscheinungen in unserer heutigen Gesellschaft – so eine kleine, blöde Sendung ist da wohl das geringste Übel.
    Mit freundlichem Gruß
    Everhart Bilker

  3. Die Tatsache, lieber Everhart, dass „Humor“ im TV zunehmend durch „Schadenfreude“ ersetzt wird, sollte uns mE dennoch zu denken geben.

    Von den „öffentlich-rechtlichen“ Fernsehsendern darf man mE auch mehr erwarten als nur die einfallslose Imitation der „Privaten“ oder die schleichende Annäherung an ein bodenloses Niveau. Einschaltquote ist alles? Ja, leider. Aber das bedeutet leider nicht, dass solche Sendungen schnell wieder verschwinden. Leider siegt McKinsey zunehmend über Kafka.

    Denn auch hier wird der Massengeschmack zunehmend auch hier bedient. Und die Masse ist in Deutschland inzwischen u. a. auch dank der Massenmedien scheinbar schon dermaßen verblödet, dass sie genau die Sendungen bekommt, von denen die Programmmacher meinen, dass sie diese verdienen. Ein Teufelskreis. So gesehen hast Du Recht: Es besteht keine allzu große Gefahr …

    Dass jemand wie HW Kleindiek diese geistige Verelendung überhaupt noch an- und bemerkt, spricht meines Erachtens mehr für ihn als für jene Kommentatoren, die ihn in die Ecke des xxxxxx und spielverderbenden Griesgrams stecken wollen und sich mit dem bestehenden Schwachsinn offenbar bereits abgefunden haben.

    HW Kleindiek ist im besten Sinne konservativ: Er steht für verbindliche, tradierte und allzeit gültige Werte mit Wort UND Tat in Sinne eines menschlichen Zusammenlebens ein. Dafür engagiert er sich über alle Maßen, dafür hat er zu Recht das Bundesverdienstkreuz bekommen.

    Quantität ist Qualität langfristig immer unterlegen. Das lässt auch mich hoffen (und dass der TV-Apparat immer noch einen AUS-Knopf hat).

  4. Everhart Bilker sagt:

    Quantität – Qualität. Die vielen Blöden gegen die wenigen Klugen. Und sich selbst zählt man selbstredend zu den Guten. Na ja …

    Zitat: „Quantität ist Qualität langfristig immer unterlegen.“
    Wie bitte geht denn die Begründung für diese steile These? (Rhetorische Frage)

    Da ich mich natürlich noch längst mit nichts abgefunden habe, hoffe ich gerne mit Dir.

    Mit freundl. Grüßen und dem Wunsch für ein nettes Wochenende.

  5. „Selbstredend“ und begründet, lieber Everhart, wir sind die Guten! Und:

    „Wir können der Sache nach immer revolutionärer sein als die Phrasenmacher, weil wir etwas gelernt haben, und sie nicht, weil wir wissen, was wir wollen, und sie nicht, und because, after what we have seen fort he last ten years, we shall take it a great deal more coolly than any one who has an interest in the business.“ (Friedrich Engels an Karl Marx).

    „Qualität ist der ständige, aus unserer Umgebung auf uns einwirkende Reiz, die Welt zu erschaffen, in der wir leben. Und zwar von A bis Z. Bis zum letzten Staubkörnchen.“ schreibt Robert M. Pirsig in seinem Buch „Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten“.

    Mit dem Begriff der Qualität ist ja auch die Diskussion um „teuer“ und „billig“ verbunden. Letztlich will ja auch kein Mensch wirklich „billig“, was ja sehr oft eben mit Quantität (Massenprodukt) verbunden ist. Nicht zufällig schwächeln inzwischen MediaMarkt, Saturn Hansa, Praktiker, Schlecker usw.

    Und gerade Du möchtest mE schon gar nicht drei miserable Rotweine trinken anstatt eines wirklich guten! Zu letzterem lade ich Dich gerne ein!

  6. Hans-Werner Kleindiek sagt:

    Moin, moin Herr Reinhold M.,

    Ihren Anfangskommentar zu Ihrem Text vergesse ich mal unter der
    Rubrik „nicht verstanden“ –

    Ich habe zu der Werbung einer Sendung meine Meinung kund getan, und
    ich meine es damit durchaus ernst – ich denke, dass ist zulässig –

    Sie haben in einem Kommentar mir Ihre Meinung dazu mitgeteilt, da
    kann ich natürlich mit leben – es ist Ihre Sicht der Dinge.

    Dennoch komme ich nicht umhin, zumindest eine kurze Antwort weiter zu
    geben:
    Jeder Mensch, der Kinder hat und aufgezogen hat, der Kinder kennt und
    in seinem Leben viel mit Kindern zu tun hatte (gleich welcher
    Altersgruppe) weiß, dass es genau so, wie Sie es beschreiben eben in
    den meisten Fällen nicht ist. Wenn Ihre Kinder immer so reagieren,
    dann schätzen Sie sich glücklich und seien Sie dankbar.

    Man kann Kindern immer wieder und wieder erklären etwas nicht zu tun
    und sogar auf die Folgen hinweisen, sie haben es einmal sehr schnell
    wieder vergessen (weil andere Dinge wichtiger geworden sind) und (auch
    wenn Sie es anders sehen oder erleben), das Verbotene reizt ungemein
    und immer wieder.

    Jeder kennt das an den ganz banalen Beispielen mit der heißen
    Herdplatte (es wäre schön, wenn es dabei immer gut ausgeht), dem
    grundsätzlichen Spiel mit dem Feuer (Streichhölzer), dem Umgang mit
    Messer und Schere (den die Kinder natürlich lernen müssen, völlig
    klar), die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ganz besonders auch
    der Umgang mit Sprengkörpern zu Silvester (schnell genug
    wegschmeißen – wenn nicht geknallt, nicht neu anfassen – am anderen
    Tag nicht aufsammeln und die dann wesentlich kürzere Lunte versuchen
    neu anzuzünden (die Presseberichte an den Folgetagen sprechen
    diesbezüglich eine eindeutige Sprache – wobei ich mich sowieso frage,
    was derartige Dinge in den Händen von Kindern zu suchen haben)
    u.v.a.m.

    Bei dieser Sendung (wie bemerkt kenne ich nur die Vorwerbung, die
    Sendung habe ich nie gesehen und würde sie mir auch nicht ansehen)
    geht es mir allerdings um eine weitere Komponente, die damit meine
    Kritik sehr wohl unterstreicht:

    Die gezeigten Beispiele finde ich schon unnötig und unzumutbar – und
    wenn Kind/oder Jugendlicher dann sieht, dass unter einem Liegestuhl,
    in dem jemand liegt, ein Sprengkörper explodiert und alles
    zusammenbricht, dann wird sich jedes Kind sichtlich erschrecken
    (sollte zumindest; denn das wäre dann normal) – hier jedoch lacht das
    gesamte Publikum – die eher schlimme Situation wird ins Lächerliche
    gezogen – wie soll ein Kind da unterscheiden? –

    Ihr Gespräch mit den Kindern in allen Ehren, und wenn es wirklich
    immer klappt … seien Sie froh.

    Recht herzliche Grüße

    Hans-Werner Kleindiek

  7. Hans-Werner Kleindiek sagt:

    Moin, moin sehr geehrter Herr Bilker,

    vielen Dank für Ihren Kommentar zu meinem Beitrag über die
    Vorabankündigung zu einer Fernsehsendung.

    Selbstverständlich akzeptiere ich Ihre Meinung; denn ich zähle mich
    nicht zu denen, die alles besser wissen und bestimmen was richtig oder
    falsch ist. Genau die unterschiedlichen Meinungsbilder und die
    vielfältige Sicht der Dinge macht das Leben aus.

    Mir ist die Sache schon ernst und bei mir sind damit keine Pferde mit
    mir durchgegangen (interessanter Vergleich). Ich finde auch einen PKW
    in einem Pool nicht unbedingt witzig, wenn die Geschichte aus dem
    Ruder läuft und man mit dem Leben von Menschen spielt (ganz gleich
    aus welchem Jahr so eine Sendung ist).

    Fakt aber ist doch, dass derartige Sendungen immer abartiger und
    gefährlicher werden, weil die Masse Mensch offensichtlich den
    optimalen Nervenkitzel sucht und braucht (es gibt dazu ausreichend
    Beispiele, in denen immer mal wieder mit Menschenleben gespielt wurde
    – das schreckliche Beispiel in der Sendung „Wetten Das“ war lediglich
    eine Folge aus vielen Beispielen, die manchmal so grade noch gut
    gegangen sind). Einige Menschen sehen sich so etwas im Fernsehen an
    (die Sender reagieren diesbezüglich unwahrscheinlich schnell und
    versuchen sich untereinander ständig zu übertrumpfen) und andere
    üben dann sogar an sich selber (die Zahl derer, die z.B. in der
    Bergwelt verunglücken (unvorbereitet und untrainiert) ist
    erschreckend (um nur ein Beispiel von vielen zu nennen). Sehen Sie
    sich alleine einige völlig verrückte und extrem gefährliche
    Übungen an, um ins Guinessbuch der Rekorde zu gelangen. Man könnte
    ja durchaus geneigt sein zu sagen: sollen sie doch, ihr Pech wenn
    etwas passiert – nur … oft müssen andere Menschen ausrücken
    und sich selber in Lebensgefahr begeben, um diejenigen zu retten.

    Aber bleiben wir bei der Sendung:

    Ich würde mich keineswegs als humorlos bezeichnen und herzlich
    lachen tue ich eigentlich auch ganz gerne; doch bei den genannten
    Beispielen hört doch der Spaß auf. Wenn ich solche Bilder und Filme
    zeige (die durchaus schlimmes vermuten lassen – ich habe meine Kritik
    unter anderem auf Kinder bezogen, die eventuell zusehen), und sie dann
    auch noch mit amüsiertem und laut lachendem Publikum untermale; dann
    ist das für mich nicht mehr lustig; denn wo soll ein Kind zwischen
    todernstem Geschehen und Spaß unterscheiden?

    Menschen die mich kennen finden mich Überhaupt nicht griesgrämig
    oder gar intolerant. Meine Kritik zu der Sendung wird für mich nicht
    abgeschwächt dadurch, dass die Sendung hohe Einschaltquoten hat, wenn
    wir diesen Punkt näher diskutieren wollten, kämen wir nie zu Ende
    und auf keinen gemeinsamen Nenner.

    Wenn Sie das so sehen ist das erst einmal in Ordnung; aber eine
    andere Sicht auf die Dinge ist gleichwohl zu akzeptieren und nicht als
    Besserwisserei eines humorlosen Zeitgenossen zu sehen, der meint er
    könne die Welt verbessern. Ich jedenfalls kann das nicht und werde
    mir auch nicht anmaßen es zu wollen. Ich wünschte Sie hätten recht
    mit der Meinung, dass Sender Sendungen auch schnell verschwinden
    ließen (Sie beziehen das auf Einschaltquoten).

    Ich hatte gehofft, dass z.B. die Sendung „Wetten Das“ endlich aus dem
    Programm genommen würde, als ein sichtbares Zeichen, derartige
    Spielchen zu beenden und sich nicht mehr zu beteiligen. Leider ist das
    Gegenteil eingetroffen, und obschon eine Hauptperson damit aufgehört
    hat, hält der Sender krampfhaft daran fest. Also doch die
    Einschaltquoten? – und damit das Spiegelbild unserer Gesellschaft?

    Herzliche Grüße

    Hans-Werner Kleindiek

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