Siegesfeier THW Kiel

Foto: HWK

Zugegeben: Ich bin ein norddeutsches Urgestein – geboren in Kiel, aufgewachsen in dem Stadtteil des (laut Meldungen der Medien und der Fachwelt) besten Handballclubs der Welt. Richtig: der THW – Kiel!

Welch‘ eine einmalige Saison! Ich habe dabei mit unserem Mittleren eine Wette verloren (eine für mich positive Wette – ich habe nicht an die 68:0 geglaubt).

Nun, schon lange habe ich mir gewünscht, einmal bei der Abschlussfeier auf dem Kieler Rathausplatz dabei zu sein. Jetzt haben wir „Nägel mit Köppen“ gemacht, und unser Sohn und ich sind am 2. Juni nach Kiel gefahren, um diese Feier einmal zu erleben. Dabei fehlte noch ein Spiel und damit noch 2 Punkte.

Karten in der Halle waren „natürlich“ nicht mehr zu bekommen (über 10.000 Zuschauer). Jedoch war auf dem Rathausplatz eine Großleinwand aufgestellt (und nicht nur dort), damit alle anderen das Spiel ebenfalls live (wie man heute so schön sagt – also: direkt) mit erleben konnten. In dem Punkt bin ich etwas abergläubisch.

Ich habe unseren Sohn dort abgesetzt und bin am Wasser spazieren gegangen. Es war so ein typisches Wetter mit vielen Wolken und blauem Himmel. Es hatte stark aufgebrist und Schaumkronen bedeckten die Förde. Es war lausig kalt und ich habe die Hafenszene genossen (zwei große Passagierschiffe lagen am Pier).

Zwischendurch bekam ich einige Zwischenstände, und auch meine Frau rief aus Münster an. Als klar war, dass nichts mehr anbrennen konnte, bin ich ebenfalls zum Rathausplatz gegangen. Die letzten 10 Minuten habe ich dann noch mit erlebt. Dann war das absolute Novum perfekt. Ein Ergebnis, das so nicht mehr zu steigern ist.

Der Rathausplatz wurde immer voller, zu den Tausenden auf dem Platz kamen jetzt Besucher aus der Halle und schließlich weitere Anhänger, die sich die Autofahrt von der „Ostseehalle“ (heute heißt das „Sparkassen-Arena“) bis zum Rathaus angesehen hatten. Schätzungsweise zwischen 10 und 20.ooo Besucher. Es war richtig voll und eine wunderbare Stimmung. Mit über zwei Stunden Verspätung kam die Mannschaft endlich an.

Welch‘ ein Jubel, was für eine Stimmung (und es war kalt und nach 5 Stunden hatte ich irre Rückenschmerzen (man ist ja keine 18 mehr); aber es war toll. Jede Menge obligatorisches Prozedere, und dann endlich kam die Mannschaft auf die Bühne zu den Anhängern des Vereins .

Warum erzähle ich das? Warum sollten Sie das lesen?
Nun, es war so voll und ich habe bei all‘ der Fülle und Enge nie Angst gehabt. Alle haben gefeiert, waren fröhlich und ausgelassen, haben miteinander gesungen und hatten feuchte Augen. Es gab keine Feuerwerkskörper, kein bengalisches Feuer, keine Ausschreitungen und keine Randale – es wurde nur einfach fröhlich miteinander gefeiert – wie schön, dass es so etwas auch im Sport noch geben kann. Sicher hatte manch‘ einer (auch eine, und jung und alt, alles mit dabei) einen über den Durst getrunken, vor lauter Freude; doch wen störte es an diesem Abend.

Immer wieder störe ich mich (auch in entsprechenden Beiträgen) an den Ausschreitungen und Krawallen beim Sport – es geht auch anders, und darüber bin ich ebenso froh wie über die Erfolge dieser Mannschaft (die Erfolge auch dieses Publikums), die ganz einfach nur mit ihren Anhängern und treuen Freunden gemeinsam gefeiert hat.

Hans-Werner Kleindiek

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