Aktion „Lebendiges Deutsch“

Seit 1945 wird die deutsche Sprache von einer Flut anglo-amerikanischer Wörter (und damit Werte) überschwemmt. Den Soldaten folgen immer die Handelschiffe. Hieß es früher „Cuius regio, eius religio“ (dessen Land, dessen Glaube), darf man heute ableiten, „Dessen Weltherrschaft, dessen Kultur“. Von daher ist auch die McDonalisierung unserer Esskultur eben leider kein Zufall. Und so ist auch Coca-Cola mehr als ein Erfrischungsgetränk und der Hamburger mehr als ein Fleischbrötchen.

Ein wichtiger Bestandteil jeder Kultur ist ihre Sprache. Die jeweils herrschenden Mächte und fremde Länder besetzenden Imperien legen daher immer großen Wert darauf, dass innerhalb ihrer Einflusssphäre auch ihre Sprache gesprochen wird. Und so ist es kein Zufall, dass Englisch in Deutschland Pflichtfach ist, so wie seinerzeit Russisch in der DDR.

Wer es schafft, sich mit seiner Sprache in einem anderen Land zu etablieren, hat mithin Einfluss auf das Denken – und damit letztlich auch auf das Handeln der Menschen. Wer „Meeting“ sagt wirkt eben moderner als der, der von einer „Besprechung“ spricht. Und wer wird schon noch Rollschuhfahren, wenn „Inliner“ im Trend (!) sind. Ein Termin wird nicht mehr abgesagt, sondern „gecancelled“, eine Datei wird „gedownloadet“ – und spätestens hier merkt der geneigte Leser, wie blöde das Unterfangen ist.

Doch jede Übertreibung wird einmal eingeholt. Das ganze Leben ist zyklisch. Weltreiche kommen und gehen. „Powered by emotion“ warb SAT 1 bis 2003. Dann erfuhr der Sender,  dass zwei Drittel der Fernsehteilnehmer keine Ahnung hatten, was das bedeutet. Und so lautet der Werbespruch seit 2004: „SAT 1 zeigt’s allen“. Ähnlich ging es Esso mit seinem Motto „We are drivers, too!“ Otto Normalverbraucher hatte keine Ahnung, wovon die sprachen.

Fürs Deutsche hat sich inzwischen sogar McDonald entschieden. „Ich liebe es“ heißt die schlichte Werbung aus drei deutschen Wörtern, die auf 100 Prozent Verständnis rechnen können.

Die „Aktion Lebendiges Deutsch“ versucht jeden Monat, einen zentralen, bisher englischsprachigen Begriff wieder ins Deutsche (zurück) zu übersetzen. Dort sind Monat für Monat interessante Wort- und Begriffsangebote entwickelt worden. So wurde bereits im Jahre 2006 für den Begriff „Workshop“ der „Arbeitstreff“ vorgeschlagen, „Netzhandel“ für „E-Commerce“, „Rufdienst“ für „Call Center“ oder „Infobrief“ statt „Newsletter“.

Na, bitte, es geht doch!

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