Den kennen wir doch – Falko Weerts

Foto: Tammo Janz

Falko Weerts wohnt in Weyhe, wir treffen uns aber – aus gutem Grunde – bei Jochen Voigt in Syke-Gessel. Am Abend unseres Klönschnacks trägt Weerts eine seiner über 100 markanten Brillen – andere sammeln Schuhe oder Briefmarken, so sein Kommentar dazu.

Falko Weerts,  geboren am 6. Januar 1942 in Emden ist nämlich ein so gar nicht auf den Mund gefallener Autor plattdeutscher und hochdeutscher Texte. Er ist in seiner Heimatstadt Emden mit Platt groß geworden – eben ein richtiger Emder „Pottjekacker“. Zu diesem Begriff gibt es verschiedene Anekdoten. Die glaubhafteste hängt laut Selbstauskunft von Falko Weerts wohl mit dem ausgeprägten Geschäftssinn der Emder zusammen: „Die Emder sind nicht kleinlich, aber genau und sehen zu, dass etwas im ‚Pott’ verbleibt.“ Aber der guten Ordnung halber sei vermerkt, dass es auch ganz andere, profanere Interpretationen zu diesem Begriff gibt, wie die, dass die Emder erst recht spät eine Kanalisation bekamen und deshalb lange einen „Nachttopf“ bennutzen mussten.

Mehr als 100 Mal war als Moderator im NDR in der Sendung „Talk op Platt“ tätig. Die erste Sendung kam am 26.11.94 aus dem „Hasberger Krug“ bei Delmenhorst, die letzte Sendung am 21.05.06 aus  Tönning an der Eider.

Nach einer Ausbildung zum Betriebswirt war er zunächst im Unternehmen seines Vaters, einem Schiffsausrüster, tätig. Dann führte ihn der berufliche Weg zu Daimler nach Bremen, wo er mehr als 20 Jahre u. a. im Bildungsbereich aktiv war, davon fünf Jahre im Führungskräfte-Coaching. In einer Phase, in der man in deutschen Unternehmen über 50-jährige für nicht mehr leistungsfähig hielt, nutzte er das Angebot eines sog. offenen Fensters („Open window“), um mit guter Abfindung vogelfrei in die Welt des NDR zu entfliehen. Manche seiner ehemaligen Kollegen meinten, da hätte der „Paradiesvogel“ Weerts ohnehin immer schon hingehört.

Beim NDR wurde er für viele Jahre der „Plattsnacker“ schlechthin. Unvergessen seine Sendungen aus der norddeutschen Heimat, seine Berichte über Land und Leute. Doch auch beim NDR hat alles mal ein Ende. Quote zählt auch dort und nur für „ein paar alte Leute“ lohne eine Sendung auf „Platt“ nicht mehr, meinte die Intendanz. Einsprüche der einschlägigen Kultureinrichtungen halfen da wenig.

Beim NDR hat Weerts von 2005 bis 2007 dann bei „Sportclub live“ von Gerd Delling Kommentare zur „Bunnsliga op Platt“ abgegeben. Drei Mal hat er auch den „Kanal-Cup“ auf Platt ko-moderiert.

Ab 2007 hat er als Nachrichtensprecher bei den plattdeutschen Nachrichten von Radio Bremen angefangen, wo er heute noch regelmäßig vorliest. Das Spannende daran ist es für ihn, die hochdeutschen Nachrichten ins Plattdeutsche zu „klamüsern“ – manche neumodischen Begriffe gibt es in dieser tradierten Sprache eben nicht, da muss man diese umschreiben. Für viereinhalb Minuten Sendezeit braucht Weerts deshalb oft zwei oder drei Stunden Vorbereitung. Der Lohn ist vergleichsweise karg, wegen des Geldes macht er das nicht, sagt er.

Parallel war Falko Weerts viele Jahre als Unternehmensberater und „Coach“ tätig. Da hat er ordentlich von seiner eigenen Weiterbildung beim Automobilkonzern profitiert. Ab 1995 hat er  Coaching und „interkulturelle Beratung“ durchgeführt.

Als passionierter Plattsnacker stand er auch mit niederdeutschen Stücken auf Theaterbühnen, wirkte in Hörspielen mit und schreibt auch heute noch in den beiden regionalen Tageszeitungen Kolumnen auf Platt. Schon lange tritt er als Clown in einem Bremer Kinderkrankenhaus auf, immer dienstags versucht er kranke und einsame Kinder zum Lachen zu bringen.

Falko Weerts hat inzwischen selber drei Enkelkinder, denen er viel Zeit widmet, vielleicht auch deshalb, weil er diese nicht im gleichen Maß für seine beiden Söhne in seiner aktiven Berufsphase hatte?

Er ist davon überzeugt, dass wem die Natur, der Zufall oder der liebe Gott so viel Talente mitgegeben hat, der Gemeinschaft auch etwas zurückgeben muss. Denn in seinem tiefsten Inneren glaubt Falko Weerts an eine für uns Menschen nicht erkennbare Ordnung.

Lassen kann er das Arbeiten mit fast 70 Lebensjahren nicht. Nun kümmert er sich vor allem um seinen eigenen kleinen Verlag, wo er vorwiegend zeitgenössische, norddeutsche Literatur fördern will. Besonders aber die Lyrik, die liege ihm am Herzen. Zur Zeit arbeitet er an einem Eichendorff-Projekt. Seine Verlagsseite im Internet ziert deshalb auch nicht zufällig ein Gedicht des Freiherrn:

„Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst Du nur das Zauberwort.“

Falko Weerts lebt gern und nimmt sich als Rentner nun mehr freie Zeit als früher: „Dat is de Vördeel von mien Leben: Ick kann mit mien Tiet ümgahn, as ick dat will!“

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Eine Antwort zu Den kennen wir doch – Falko Weerts

  1. Almut Hieronimus sagt:

    Hallo Falko!
    Du hast sicher von Udo von unserem Fehler mit der Telefonnummer von Martin Fastenrath erfahren. Inzwischen haben wir die Familie Fastenrath erreicht. Sie haben sich sehr gefreut. Damit nicht noch einmal etwas schief geht, hier noch einmal die Telefonnr.: 02736 4499346
    Liebe Grüße
    Almut und Enno Hieronimus aus Emden.

    Ich hätte Dir gerne die Nachricht in plattdeutsch geschrieben, aber das traue ich mir nicht zu. Ich spreche sehr gerne platt und lese auch einigermaßen, aber schreiben ist doch schwierig.

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