Abi-Ball

Foto: Querformat (Kirchweyhe)

Nicht nur werden inzwischen alle Feiertage zu kommerziellen Festen aufgewertet, so dass man aus dem Geschenkekaufen gar nicht mehr herausfindet, sondern auch alle anderen Ereignisse im Leben eines Menschen werden ausführlich gefeiert, sei es Geburtstag, Kommunion, Konfirmation, oder der jährlich wiederkehrende Hochzeitstag.

Auch das Abitur gehört inzwischen zu diesem Festreigen. Seit Jahren fahren nicht nur ganze Klassen all inclusive in die Türkei zum Komasaufen, sondern es werden auch volkswirtschaftlich nicht uninteressante Beträge für Abi-Feiern ausgegeben. Da braucht die Tochter ein Abi-Ballkleid, dazu die passenden Schuhe – und da möchte auch die Mutter nicht zurückstehen und die kleine Schwester schon gar nicht. Auf diese Weise kommt dann schon schnell ein ordentliches Sümmchen zusammen. Vatern quetscht sich einfach in einen seiner Business-Anzüge, der hat es gut.

Inzwischen haben sich schon Unternehmen auf die Ausrichtung dieses Events mehr oder weniger professionell spezialisiert. Doch nicht jeder feiert im „Park Hotel“. Wegen des Doppeljahrgangs fand der Abi-Ball der KGS Leeste dieses Jahr in der Mehrzweckhalle der Gemeinde Weyhe am Rathaus statt. Das war etwa so gemütlich wie auf dem Bahnhof. Die Bestuhlung bestand aus Bierzeltgarnituren. Das Licht war arg gedämpft. Gewiss auch nicht einfach, so eine große Halle mit geringem Budget festlich auszustatten.

Gleichzeitig war die Musik der ehemaligen Schülerband wie nicht anders zu erwarten so laut, dass man sich nicht ohne endgültige Schädigung des Trommelfells und seiner Stimmbänder unterhalten konnte. Kurzum: Für einen Kommunikationstrainer ein suboptimales Szenario.

Es gab auch keinerlei Rückzugsorte – draußen regnete es – kein gemütliches Eckchen weit und breit, auch nicht der Ansatz einer Bar, an der man sich hätte festhalten können. Stattdessen musste man sich zu Anfang des Abends einen Plastikbecher kaufen, aus dem man dann den ganzen Abend trinken konnte – egal was.

Auch bewegten sich fast nur Frauen auf der Tanzfläche – das hat die Natur wohl so gewollt. Die Männer versuchten es stattdessen lieber mit einem oder zwei Bierchen aus besagtem Plastikbecher.

Doch das Kind war glücklich und zufrieden. Da wollten wir doch nicht kleinlich sein oder quengeln – und gingen beizeiten nach Hause, allerdings nicht ohne zu beschließen, uns demnächst ein Schild „Abi 71“ an die Heckscheibe des PKW zu kleben! Natürlich unzumutbar albern!

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Eine Antwort zu Abi-Ball

  1. Sonja Eden sagt:

    Ach Du Armer ! Warst wohl das erste Mal auf dem Abiball? Ist sonst noch einiges rustikaler in der Aula und auf dem Grundschulhof! Allerdings gibt es dort eine Bierbude draußen. Magst Du mir diesen Artikel für das nächste Jahrbuch als pdf-Datai mailen? Die „mäßige Schülerband“ ist übrigens als Joke bei dem „Schule ohne Rassismus“ 2003 entstanden. Der Jahrgang von Alex hatte sich Brasilien ausgesucht und ein paar Jungs verkleideten sich als Brasilianerinnen und machten Musik auf Wäschetrocknern etc. nur zur Show. Nur Mirko Hoppe spielte wirklich. Sie nannten sich die „Sexy Sambaschlampen“ und sind seitdem der Brüller! Inzwischen spielen sie wirklich und werden sogar bei Bremer Stadtfesten gebucht. Mirko studieert übrigens inzwischen Musik in Münster und ist auch als Liedermacher buchbar. Dagmar hat eine CD mit „Weyhe deine Kinder….“ und „Weyhe vor Bremen“.. Liebe Grüße

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