Im Jahre 1972 lernte ich durch einen Bundeswehrkameraden die westfriesische Insel Terschelling kennen. Für Jörg Wonner aus Gelsenkirchen und mich wurde die Insel in den nachfolgenden Jahren zum Refugium des ansonsten eher unguten Alltags bei der Bundeswehr.
Viele Wochenenden und Kurzurlaube, sommers wie winters, verbrachten wir hier gemeinsam oder mit anderen Freunden oder Freundinnen. Doch innerhalb des Jahres gab es einen Fixpunkt für den Aufenthalt auf der Insel: Pfingsten.
Dann traf sich Jahr für Jahr eine bunte Schar von jungen und ausgelassenen Leuten auf der Insel. Tagelang herrschte Partystimmung, lange bevor diese auf Mallorca entdeckt wurde.
Allein schon die Anreise war herrlich: Die alten (Auto-) Fähren brauchten fast zwei Stunden für die Überfahrt von Harlingen nach West-Terschelling. In den 80er Jahren reduzierten schnelle Katamarane die Fahrzeit auf eine halbe Stunde. Echte Inselfreunde nehmen jedoch weiterhin die alte Fähre.
Da es an Bord meist schon das eine oder andere Heineken-Pils gab, war die Ankunft im Hafen West-Terschelling immer besonders schillernd. Hier steht auch der legendäre „Brandaris„, dessen Leuchtfeuer die vorbeifahrenden Schiffe 40 oder 50 km weit sehen können. Auf der Fahrt mit dem Bus nach Midsland wurde schon mal das „Terschelling-Lied“ angestimmt: „Wat is het weer leuk op Terschelling te wezen!“
Wir campierten dann immer auf „Maria Coleta“ in Midsland (die etwas Ausgeflippteren bevorzugten den Camping „Appelhof“). Platzinhaber Mijnheer Lastdrager war frühpensionierter Navigator bei der KLM gewesen. Nachdem die Elektronik den dritten Arbeitplatz im Cockpit ersetzt hatte, investierte er seine Abfindung in einige grüne Wiesen und eröffnete einen Campingplatz, dem er den Namen seiner Schwiegermutter gab – eine gehörige Anpassungsleistung, doch wer seine Frau kannte, wusste schon warum.
Nachts patroullierte er mit Taschenlampe, ob auch alle jungen Herren und Damen in ihren Zelten bzw. im richtigen Abschnitt – getrennt durch stachelige Wildrosenhecken – für Jungs bzw. Mädchen waren; strenge Zeiten, aber immer auch eine prickelnde Herausforderung! Manchmal machte er allerdings auch ernst mit seinen nächtlichen Verwarnungen: Dann mussten die notorischen Nachtruhestörer morgens ihre Sachen packen.
Zum endlos langen und breiten Strand in Midsland-Noord waren es nur wenige Kilometer. Die gesamte Nordhälfte der Insel ist Naturschutzgebiet, Radfahren ist aber auf den mit typischem Muschelkalk belegten Radwegen erlaubt.
In Midsland gab es eine Reihe von herrlichen Kneipen: Im „Stoep“ passten 200 Menschen auf gefühlte 30 Quadratmeter, im „Wyb“ war die Ortsdisko, im „Koffiepot“ lösten wir unseren Kater morgens mit Kaffee auf.
Viele meiner damaligen Freunde konnte ich im Laufe der Jahre für diese herrliche Insel begeistern: Bernhard Gromoll, Olivier Meurzec, Heike Jeschke, KD Degode, Susanne Passmanns, Otmar Braach, Gyula Biro, Jürgen Janssen uvam. Auch lernte ich dort meine langjährige und unvergessene Freundin Ria van der Kuur (van de Hoef) aus Drachten kennen. Selbst mein heutiger Geschäftspartner Peter Schmidt aus Unna ist ein Resultat des ersten Terschellingaufenthalts – er war mit Fetse (Fe) Spaak, einer Freundin Rias, befreundet.
Wenn Pfingsten dann vorbei war, wurde all diejenigen, die bereits Pfingstmontag zurückreisen mussten, gebührend zum Hafen begleitet und verabschiedet. Legendär und gänsehauterzeugend war jedes Mal wieder der abreisende niederländische Trompeter. Wir begnügten uns als Abschied auf der Mole mit abgerollten, meterlang im Wind wehenden Toilettenpapierrollen.
Nach etwa fünf Tagen war die Insel dann wie von Zauberhand leergefegt. Auch die lärmende, täglich die Insel mehrfach auf- und abfahrende Harley Davidson Gang war wieder fort. Wer jetzt noch Urlaub hatte, konnte noch einige wehmütige und beschauliche Tage in der wunderbaren und überaus abwechslungsreichen Natur Terschellings verbringen und hatte frei Sitzplatzwahl im „Stoep“.
Doch Bier schmeckt am besten mit Freunden. Viele Namen der einstigen Terschellingfahrer sind mir inzwischen entfallen. Doch an Peter „Ossi“ Osswald, Ulli Arnhold, „Tante Arnhold“, Egon Postrach, Doris, die Zwillinge oder die früh verstorbene Ingrid Machleb erinnere ich mich noch gut. Meine Code-Name war damals „Chip“.
Tempi passati.
Herrlich, hinzuzufügen sind noch die nächtlichen Wanderungen von Midsland zum Strand, der spezifische Geruch des Waldes, den man dabei durchqueren musste und die Pommes aus dem Automaten, die dann frühmorgens genossen wurden. Wichtig noch das Spintje in Midsland, wo man sich beim Schachspiel auf die Disco vorbereiten konnte.
Eigentlich sollten wir nächstes Jahr das Jubiläum feiern, vielleicht finden wir ja noch einige.
Peter Schmidt
Ja, Peter, stimmt, das „Spintje“ habe ich ganz vergessen. Und dann gab es noch den „Dammesaan“.
Hey Chip, wir haben seitdem fast kein pingsteren op Terschelling ausgelassen, für das Zelten ist allerdings kaum einer mehr zu begeistern. Wir, das sind Ulli und Conny Arnholdt, Günther und Ingrid Machleb, Nati und ich, logieren die letzten Jahre im walvisvaarder und auch 2012 sind die Zimmer reserviert. Also wir wären mit dabei. Vielleicht kann ich auch noch ein paar mehr Leute aus Buer dafür begeistern. Und dann könnten wir Pfingsten, wenn um Mitternacht Elvis im Heartbreak Hotel aufdreht, wie früher einen cool abdancen.
Irgendwie hat es mit Peter und mir dieses Jahr nicht geklappt. Man ist eben nicht mehr so spontan und flexibel wie einst … „ahl männer“. Wahrscheinlich hätte ich auch nur gegreint und den alten Zeiten nachgeweint. Da hängen ja unwahrscheinlich viele Erinnerungen dran – und nichts, was man wiederholen könnte. LG „Chip“
Hallo Chip,
bitte melden und schöne Grüsse
0177-33 30 300
Nicht zu vergessen war die Manie von „Don Promillo“ immer 99 sherries am Strand zu bestellen. Da ging das Fahrad ab und zu schon alleine ueber den Deich… Und mit „Sing uns mal ein schoenes Lied“, und „die Moorsoldaten“ wurde man so ganz schoen ins Schlummern gebracht. Schoene Zeiten, ohne Zweifel.