Markttag

Foto: Jochen Voigt

Einst waren sie die zentrale Möglichkeit, Waren des täglichen Bedarfs einzukaufen. Und ein Ort konnte stolz sein, wenn er die „Marktrechte“ bekam, galt das doch als erste Stufe zum Stadtrecht. Viele Städte haben heute noch einen „Marktplatz“.

„Markt“ (von lat.: mercatus = Handel) ist auch in einigen Bundesländern wie zum Beispiel Bayern die offizielle Bezeichnung für eine Gemeinde, die einen Status zwischen Dorf und Stadt einnimmt und ist dort heute noch vielfach Teil des Ortsnamens, wie zB Marktheidenfeld.

Bis heute hat sich die Tradition des Marktes trotz aller Einkaufszentren in Form von Wochen- und Jahrmärkten erhalten. Einige haben es gar zu (inter-) nationaler Berühmtheit gebracht wie der Hamburger Fischmarkt oder der Münchener Viktualienmarkt. Insgesamt gibt es noch 3300 Wochenmärkte in Deutschland.

Typisch für Wochenmärkte ist das Angebot regionaler Produkte. Wochenmärkte werden häufig von Landwirten zur Direktvermarktung genutzt. In den letzten Jahren hat besonders der Handel mit Produkten aus biologischer Landwirtschaft auf den Wochenmärkten zugenommen.

Auf einigen Wochenmärkten werden auch Nichtlebensmittelartikel wie Bekleidung oder Spiel- und Lederwaren angeboten, etwas, das man besonders bei unseren niederländischen Nachbarn gut beobachten kann.

Doch was genau macht auch heute noch den Reiz eines Wochenmarktes aus? Sind die Waren frischer? Sind die Waren preiswerter? Mitnichten. Frische und hochwertige Produkte auf dem Marktplatz alleine sind heutzutage keine Garantie mehr, dass ein Wochenmarkt erfolgreich ist. Und „Geiz ist geil“ kommt auf dem Wochenmarkt nicht in die Tüte!

Bei den allwöchentlichen Markttagen geht es nur vordergründig um den Verkauf von Waren. Der Markt ist vor allem ein sozialer Treffpunkt und eine Kommunikationsplattform, zeitlich und räumlich konzentriert an den Markttagen in der Woche. Beim Schlendern über den Markt begegnet man Bekannten und Freunden, hält einen Klönschnack und erfreut sich an dem bunten Treiben. Die Atmosphäre wird eben nicht nur durch die Vielfalt der Waren und Händler geprägt, sondern auch von der Vielfalt der einkaufenden Menschen bestimmt.

Der Wochenmarkt hat den urbanen Menschen darüber hinaus etwas liebenswert Dörfliches erhalten. Hier gibt es nicht den hektischen Pflichteinkauf fürs Wochenende. Man kann sich stattdessen „treiben lassen“, beim Flanieren über den Markt seine Einkäufe erledigen und sich gleichzeitig entspannen – ein Café ist meist auch in der Nähe.

Der Erlebnischarakter beim Einkauf auf dem Wochenmarkt ist gegenüber dem stationären Lebensmitteleinzelhandel deutlich stärker ausgeprägt. Denn es entsteht so ein interessanter Warenmix und Einkaufsort mit besonderem Flair unter freiem Himmel. Alle Sinne des Menschen werden angesprochen: Sehen, Riechen, Hören, Fühlen und manchmal sogar (kostenloses) Schmecken sorgen für ein ganzheitliches Erleben des Marktes. Das ist Lebensqualität „all inclusive“!

Die meisten Händler auf Wochenmärkten sind Familienunternehmer und stehen zum Teil seit Jahrzehnten auf „ihren“ Märkten. So feierte Jochen Voigt vergangenen Samstag das 20-jährige Bestehen des Syker Wochenmarktes. Wo der Chef noch selbst bedient, berät und empfiehlt, da entsteht Vertrauen beim Einkauf. Jochens Motto: „Der Markt – die Bühne des Kleinstadtlebens!“

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