Schorse Blik

Schorse (so nannte man hier auf dem Lande jene, die Georg hießen) Blik (Plattdeutsch für „Blech“) war der Klempner in Oyten. Eigentlich hieß er Mindermann mit Nachnamen. Vor Bäcker König hatte Schorse Blik auch einen Laden mit Glas, Keramik, Porzellan usw.

Bei Schorse Blik (der eigentlich Georg Mindermann hieß) stand früher der Leichenwagen der Gemeinde. Dieser wurde meist vom Sagehorner Bauern Hermann Aukamp abgeholt, wenn in Sagehorn ein Trauerfall war. Als Meta Nordloh verstarb, hat Gerd-Hermann Bertram – wie er berichtet – den Leichenwagen mit den schwarz verkleideten Pferden von Aukamps in Oyten abgeholt. Aukamps Hof lag neben Nordlohs. Aukamps sind später Ende der 60 ziger oder Beginn der 70 ziger mit dem Bauernhof ausgesiedelt nach Hassendorf hinter Sottrum, dort liegt heute ein sehr schöner Hof.

Weil Hermann Aukamp sagte, „Halt dich nicht so lange auf!“, war er schlau wie Schlange und ließ die Pferde im leichten Trab mit dem Leichenwagen über den Sagehorner Weg Richtung Sagehorn rumpeln. Als er in Sagehorn ankam, war schon alles bekannt, und er erhielt die größte Standpauke, die er je bekam. Bis zur dieser Zeit, Gerd-Hermann war ca. 12 Jahre alt, wusste er ja noch nichts von „Pietät“.

Wegen der vielen Mindermänner hatten diese alle einen zusätzlichen Namen, hier Löddich oder ein paar Häuser weiter „(groten) Schioks“ (Cyriaks; denn so hieß die Stelle,bis 1804 ein Mindermann dort einheiratete).

Gerd-Hermann: „Auch „Dirks Hinnerk“ hieß eigentlich richtig Hinrich Mindermann. Er war berühmt durch seinen „Stockverband“. Damit hat er überwiegend Pferde geheilt. Eine Art Wunderheiler. Dierks Hinnerk wohnte auf der Heide etwa dort wo heute das Heim von Elke und Dieter Ratjen ist, gegenüber von früher Oedings heute Köster. Dierks Hinnerk hatte eine Fähigkeit Tiere zu verarzten in dem er einen Stockverband machte, aber ich weiß nicht, wie das genau durchgeführt wurde. Er hatte, glaube ich, auch den ersten Traktor in Sagehorn und zwar einen 12 PS starken Deutz.

Georg Mindermann war einer von vier Mindermann-Söhnen aus Sagehorn (jene Mindermann, die „Löddich“ – das war einst der Vorname – genannt wurden), ein Bruder war Fidi Mindermann der Herrenschneider, ein anderer der Maler Heinrich Mindermann in Oyten und der vierte der Bauer Alfred Mindermann in Sagehorn.

Das Löten im Sommer an der Dachrinne machte jedenfalls durstig, sagte man im Ort.

Hier erzählt Patentante Anni Bertram über Schorse Blik.

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Eine Antwort zu Schorse Blik

  1. Dieter Osmers sagt:

    Ich kann mich noch an den besagten Leichenwagen erinnern. Er machte auf mich einen duesteren und unheimlichen Eindruck. Er hatte schwarze Vorhaenge und eisenbereifte Räder.

    Da die Leichen zuhause aufgebahrt waren, musste der Sarg vom Trauerhause abgeholt werden. Die Trauergemeinde ging zu Fuß hinter dem Leichenwagen her. Die Frauen trugen schwarze Kleider und die Männer Gehrock und den obligatorischen Zylinder.

    So bewegte sich der Trauerzug Richtung Oytener Kirche. Bei Beerdigungen, wo der Verstorbene Mitglied der Kyffhäuser war, wurde der Trauerzug mit einer Musikkapelle begleitet, die Trauermärsche spielte. Sobald der Sarg im Grab abgesenkt war und die Beerdigung beendet, marschierte die Kapelle mit flotten Weisen Richtung Gasthaus zum Leichenschmaus.

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