Alternativlos – wirklich?

„Alternativlos“ ist das Unwort des Jahres 2010. Die selbsternannte Jury von Sprachexperten wählten den Begriff aus 624 Vorschlägen aus. 

Das Wort suggeriere, dass es bei einem Entscheidungsprozess keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit zur Diskussion und Argumentation gebe. 

Genau deshalb benutzen Politiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel gerne dieses Wort – Diskussion zweckslos, weil Entscheidung alternativlos. Das ist gelebte Demokratie!

Auf Platz zwei landete der Begriff „Integrationsverweigerer“, den unter anderem Bundesinnenminister Thomas de Maizière verwendet hatte. Macht ja Sinn, nachdem der „Kriegsdienstverweigerer“ ab Janaur obsolet geworden ist.

Die „Gesellschaft für Deutsche Sprache“ hatte als Wort des Jahres 2010 „Wutbürger“ ins Rennen geschickt. Aber dann war die Wut wohl doch nicht groß genug.

Das war allerdings noch vor der „Dioxinkrise“ – die ja auch keine ist. „Das ganze agrarindustrielle System ist ein einziger Skandal und der Dioxinskandal sozusagen „immanent“, schreibt mir Bio-Bauer Jochen Voigt heute. Der Mann hat Recht! Er schreibt auf seiner Internetseite weiter:

„In Hannover hat der neue Landwirtschaftsminister von Niedersachsen, Gert Lindemann (CDU), trotz des Dioxin-Skandals eine Agrarwende abgelehnt.
Dabei sind die ganze Agrarindustrie und Massentierhaltung ein einziger Skandal. Dieses kranke System wird nur mit Subventionen, Baurechtsprivilegien, Futter- und Düngemittelimporten aufrechterhalten. Selbst wenn er aus der CDU kommt, darf man von einem Minister mehr erwarten, als einseitige Vertretung von Lobby-Interessen. Der Biolandbau ist keine „nostalgische Verklärung traditioneller Produktionsweisen“ (Zitat Lindemann), sondern ein modernes, nachhaltiges und absolut zukunftsweisendes Anbausystem.“

Mich wundert auch nichts bei der heutigen Massentierhaltung. Sobald eine Tierhaltung „industriell“ wird, gibt es einen Wettbewerb in Sachen Preis. Da wird Futter eben so „billig“ wie möglich eingekauft. Die Futtermittelhersteller stehen ebenfalls im Wettbewerb und dann kauft man mal eben einen billigen Posten Fett ein, vielleicht altes Frittierfett, mit dem man besser seinen alten Deutz-Trecker fahren könnte.

Aber wahrscheinlich ist das alles auch „alternativlos“. Was meinen Sie?

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