Paketdienst – das Ende der Monopole

Schon grundsätzlich habe ich etwas gegen (Staats-) Monopole – weil diese dazu neigen, ihre Kunden schlecht zu behandeln.

Doch die gesamte öffentliche Daseinsvorsorge (Strom, Wasser, Gas, Müll usw.) zu privatisieren, macht auch keinen Sinn. Die Praxis zeigt: Die Preise steigen, das System verkommt wie bei „Thames Water„. Doch manchmal hilft die Privatisierung von Staatsmonopolen schon.

Seit die „Deutsche Post“ zum Beispile kein Monopol mehr auf den Paketdienst hat, ist vieles besser geworden, erfreulicherweise auch bei der Post, deren Paketdienst jetzt ja DHL heißt (und keiner der Zusteller weiß, dass diese Buchstaben für Dalsey, Hillblom, Lynn – die Gründer des Paket- und Expressdienstes in den USA, den die Post gekauft hat – stehen). Und seitdem die Telekom keine Monopol mehr auf Telefondienste hat, ist das Telefonieren deutlich preiswerter geworden – und die Mitarbeiter wesentlich freundlicher und kundenorientierter. Konkurrenz belebt das Geschäft!

DHL will – wie die Deutsche Post Jahrhunderte zuvor – immer gerade dann Pakete zustellen, wenn keiner zu Hause ist, also im Laufe des Vormittags (statt einfach spätnachmittags mit der Tour anzufangen). Ist man nicht zu Hause, liegt eine orangefarbener Karte im Briefkasten: „Wir haben Sie nicht angetroffen. Sie können Ihr Paket morgen selber abholen in Ihrer Postfiliale, aber nicht vor 11:00 Uhr!“ Die anderen privaten Paketdienste werfen einen Zettel ein, auf dem steht, dass sie morgen wiederkommen – oder geben das Paket gleich beim Nachbarn ab. Noch primitiver sind die DHL-Paketstation, wo der Kunde sein Paket aus einem elektronischen Schließfach selber abholen muss (von DHL als großer „Service“ gepriesen). Mir reicht mein Versagen schon vor den Fahrkertenautomaten der Bahn!

Die Kollegen von DPD, GLS oder UPS sind oft freundlicher als der deutsche Postbeamte (das ist verständlich, der hatte ja lange Zeit auch hoheitliche Aufgaben wahrzunehmen) und wesentlich flexibler. 

Doch häufig stehen inzwischen ältere Herren mit ihrem Privat-PKW vor unserer Tür und liefern Pakete des Versanddienstes Hermes aus. Alles Rentner bzw. Frührentner. Wenn ich das richtig verstanden habe, bekommen sie einen pauschalen (lächerlichen) Betrag pro ausgeliefertem Paket. Auf die Frage, nach dem Warum erfahre ich, dass man sich zu Hause langweile, man „mal unter den Füßen der Frau wegmüsse“. Ich hingegen argwöhne, dass wir es hier mit neuen Härten unseres Sozialstaates zu tun haben – die Rente reicht nicht.

Wir stehen offenbar vor einer weiteren Amerikanisierung der Verhältnisse. Schöne neue Welt!

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