Über die Anreizsysteme

Ausgangspunkt der Beschäftigung mit Anreizsystemen wie Boni ist stets die Krise. Neuere Untersuchungen gehen davon aus, das über 80% der Mitarbeiter deutscher Unternehmen innerlich gekündigt haben. Frustrierte Mitarbeiter bringen aber allenfalls noch 2/3 ihrer normalen körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Rechnerisch liegt damit ein grosser Teil des Leistungspotentials brach.

Anreizsysteme sollen die Lücke zwischen tatsächlicher und möglicher Leistung schließen. Anreizsysteme werden als Universalschlüssel zur Lösung vieler betrieblicher Probleme, wie Fehlzeiten, zu geringe Leistung, Desinteresse usw. gesehen. Dieser Gedanke basiert auf dem reduktionistisches Menschenbild: „Alles ist käuflich„. Diese Annahme lassen sich Unternehmen jährlich viele Milliarden kosten. Unternehmer heute sind überproportional monetär fixiert. Geld bedeutet Ihnen (fast) alles. Und weil sie selber so denken, vermuten sie, dass andere auch so denken.

Ihr Ansatz: „Wie kann ich einen Mitarbeiter dazu bringen, etwas zu tun, was er allein aus sich heraus nicht tun will?“ Oder zynisch formuliert: „Motivation ist die Fähigkeit, einen Menschen dazu zu bringen, das zu tun, was man will, wann man will und wie man will – weil er es selbst will.“ (Eisenhower).

Bei Lichte betrachtet ist dies nichts anderes als Manipulation (lat. manipulus, manus plere – mit der Hand ziehen).

Was wirklich wichtig ist im Leben, kostet in der Regel nichts. Wenn Unternehmer das begreifen würden, könnten sie viel Geld sparen, denn: „Es ist der Drang, der sich in allem organischen und menschlichen Leben zeigt: sich auszuweiten, auszudehnen, zu entwickeln, autonom zu werden, zu reifen … es ist meine Überzeugung, daß sie in jedem Einzelnen existiert und nur auf die richtigen Bedingungen wartet, um sich freizusetzen und auszudrücken.“ (Carl Rogers)

Wer Leistung bringen will, tut dies auch ohne Boni usw.. Motivation entsteht vor allem durch interessante Arbeit, anspruchsvolle Aufgaben, angemessene Handlungsspielräume für selbständiges Arbeiten. Vor allem aber entsteht sie, wenn Mitarbeiter ernst genommen werden, man ihnen mit Respekt und Wertschätzung begegnet.

Doch davon sind wir in unserer Gesellschaft zur Zeit sehr weit entfernt, wie nicht zuletzt auch die neuerliche Debatte um Hartz-IV-Empfänger zeigt.

Doch irgendwann verhält sich jeder Mensch so, wofür er gehalten wird.

Dieser Beitrag wurde unter Wirtschaft abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.