Religion und Wirtschaft

Die SZ beschäftigte sich am Montag in ihrer Serie „Der nächste Aufschwung – wie Wirtschaft wieder wachsen kann“ in ihrer 7. Folge mit dem Thema „Religion und Wachstum“.

Im Christentum gab es in der urchristlichen Kirche eine tiefe Ablehnung des Mammons, denn Ökonomie hat das irdische Wohl im Auge, die Religion das ewige Heil. Die Wirtschaft baut auf den Trieb, reich, mächtig und angesehen zu werden; die Religion arbeitet eher an der Überwindung dieser Triebe.

Dass besonders die christliche Kirche im Laufe ihrer Entwicklung den diskreten Charme von Geld und Macht für sich entdeckte und selber erfolgreicher Teilnehmer am Markt wurde, ist hinreichend bekannt. Verschiedene „Schulen“ und „Reformatoren“ halfen, die historische Kluft geschickt zu überbrücken.

Bereits im 2. Jahrhundert n. Chr. legte Clemens von Alexandrien mit seiner Schrift „Quis dives salvetur?“ („Welcher Reiche gerettet wird“) den Grundstein für eine christliche Wirtschaftsethik. Demnach sind Wohlstand, Besitz und Gewinn nicht an sich schlecht, wenn der Reiche sie mit rechten Mitteln erarbeitet, weder der Gier noch der Prunksucht verfällt und anderen Menschen Gutes tut (hier ahnen wir schon Adam Smith).

Keine anderer hat diesen Prozess zu präzise beschrieben wie Max Weber im Jahre 1904 in seinem fundamentalen Werk „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“. Für ihn ist besonders die calvinistische Wertschätzung der Arbeit und des Erfolgs als Zeichen göttlichen Wohlwollens eine wichtige Voraussetzung für eine kapitalistische Wirtschaftsordnung.

Zur Zeit sieht es fast so aus, als ob die großen Religionen mit ihrer Ablehnung des waltenden globalen Turbo-Kapitalismus eine gemeinsame Basis gefunden haben und möglicherweise eine Renaissance erleben werden. Man ist sich offenbar darin einig, dass die Politik bei weltweit verbindlichen Regeln zur Kontrolle der Märkte versagt und der Kapitalismus selber religiöse Züge annimmt – und nicht mehr das ist, was er sein soll: Ein Wirtschaftssystem, das allen Menschen dient.

Schon Siddharta Gautama Buddha schrieb: „Wer seinen Wohlstand vermehren möchte, der sollte sich an den Bienen ein Beispiel nehmen. Sie sammeln den Honig, ohne die Blumen zu zerstören. Sie sind sogar nützlich für die Blumen.“

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