„Der Krieg ist der Vater aller Dinge.“ Dieser Satz findet sich in einem Fragment des griechischen Philosophen Heraklit um 500 vor Christus.
Im Rahmen der zunehmenden Diskussion um den Bundeswehreinsatz in Afghanistan, darf man einmal fragen, was eigentlich der Unterschied zwischen der einstigen Staatsdoktrin vom „Volk ohne Raum“ und „Verteidigung unserer Freiheit am Hindukusch“ ist?
Der Ausdruck „Volk ohne Raum“ war ein Schlagwort in der Zeit des Nationalsozialismus, geprägt vom Schriftsteller Hans Grimm mit seinem gleichnamigen Buch. Mit dem Schlagwort wurde suggeriert, dass Not, Elend, Hunger und Armut auf die Überbevölkerung Deutschlands zurückzuführen sei und man deswegen im „Kampf ums Dasein“ neues Land erobern müsse. Eng verbunden damit war die Behauptung, die Erde sei aufgeteilt und es wäre ungerecht, dass ein so großes Volk wie das deutsche so wenig Land besäße.
Dabei wohnen im heutigen, deutlich kleineren Deutschland mehr Menschen (82 Mio) als im „Deutschen Reich“ im Jahre 1938 (78 Mio). Die Bevölkerungsdichte betrug 135 Menschen/km2, heute sind es 231 Menschen/km2. Der Wohlstand heute ist unvergleichlich höher als einst.
Wir stellen fest, ein offenbar falsches und missbrauchtes Argument.
Wie verhält es sich nun mit dem deutlich abstrakteren Ansinnen der Bundesrepublik Deutschland, seine Freiheit nun auch außerhalb seiner Landesgrenzen verteidigen zu wollen? Die Diskussion ist kontrovers. Die Interpretation des grundgesetzlichen Auftrags der Bundeswehr strittig. Verteidigungsminister zu Guttenberg versucht in diesen Tagen deshalb eine neue Sprachregelung. Nachdem der Verteidigungsminister bereits vor einigen Wochen in einem Interview davon sprach, in Afghanistan herrschten „kriegsähnliche Zustände“, soll der Einsatz nun nicht mehr als „Stabilisierungseinsatz“, sondern als „nichtinternationaler bewaffneter Konflikt“ gelten.
(Im Jahre 2001 stellten die Taliban die Regierung in Afghanistan. Nach deren Sturz wandelte sich der „international bewaffnete Konflikt“ – namens „Enduring Freedom“ – durch eben diesen Sturz. Seither befindet sich die neue afghanische Regierung in einem „nicht internationalen Konflikt“ gegen die nunmehr als Aufständische geltenden Taliban.)
Auch wenn Truppen aus mehr als 40 Staaten an der Seite der afghanischen Regierung in die Kämpfe verwickelt sind, gilt dieser Konflikt aus rechtlicher Sicht als „nicht international“. Denn offiziell ist die Nato auf Einladung und mit Zustimmung der afghanischen Regierung im Lande.
Vermutlich werden wieder einige Jahrzehnte ins Land gehen müssen, bevor wir wissen, ob die neuerliche Argumentation für den Krieg (auch wenn dieses Wort offziell nicht mehr verwendet wird) falsch und missbraucht war.
Doch die „Kosten“ solcher Freiheit sind in jedem Fall hoch. Und meist schreibt der Sieger die Geschichte.