Daniel muss damals etwa 40 Jahre alt gewesen sein. Seine Familie – seine Frau Madeleine, seine Söhne Alain und William – und er machten auf dem gleichen Camping Urlaub wie wir.
Im Jahre 1966 später luden sie mich ein, die Osterferien bei ihnen in Paris zu verbringen. Keine gerine Aufregung für einen vierzehnjährigen mit dem Nachtexpress von Bremen nach Paris zu fahren! Es war eine herrliche Zeit, voller neuer Eindrücke. Madeleine zeigte mir Paris, Alain bastelte mir einen UKW-Sender, William lieh mir seine Solex. Die völlig andere Ess- und Lebenskultur hat mich sofort überzeugt – und für den Rest meines Lebens geprägt.
Bald folgten Gegenbesuche bei uns im Sommer und auch zu Weihnachten. Durch familiäre Bande bedingt heiratete Alain später eine niederländische Freundin. Der sensible und künstlerisch begabte William geriet an Drogen und nahm sich später das Leben im Bois de Bologne.
Der Kontakt zu den Eltern riss nie ab. Bis heute telefoniere ich regelmäßig mit Madeleine, die inzwischen über 80 Jahre alt ist.
Daniel hätte am 24. Mai seinen 84. Geburtstag feiern können, wenn er nicht schon vor mehr als zehn Jahren im Rahmen einer Herzkathederuntersuchung gestorben wäre. Als junger Mann mit der deutsche Besatzung konfrontiert hat er daraus nie ein Feindbild abgeleitet. Mit seinem ihm typischen Humor memorierte er stets die wenigen deutschen Worte, die ihm in Erinnerung gebleiben war: „Achtung, Minen!“ oder „Jawohl!“ Im Gegenzuge lernte ich vom ihm meine erste Ausdrücke im „Argot“ – „Je pige que dalle!“ oder „Arrêt ton char“.
Dieser herzliche Kontakt hat viel zur „deutsch-französischen Freundschaft“ beigetragen. Mag sein, dass ich deshalb unter anderem auch Romanistik studierte habe, beruflich ein Jahr in Frankreich verbracht habe und später als Verkaufsleiter in Sachen MSR auch für Frankreich zuständig war.
Merci, mon pote!