Ganz entspannt

Mein Freund R. ist zur Zeit etwas gestresst. Das berufliche Zeitkorsett ist ein wenig eng. Seine Tochter, so berichtet er mir, habe neulich zu ihm gesagt „Papa, Du siehst Scheiße aus!“ Das hat ihm zu denken gegeben. Er freut sich deshalb schon auf den freien Sonntag, den er als begeisterter Motorradfahrer auf seiner „Dicken Bertha“ verbringen will. In den Pausen wird er genüsslich eine rauchen.

Mein Freund C. rotiert nach der Elternpause wieder in seiner Einmannfirma. Ihm ist kein Weg zu weit, keine Kunde zu schwierig, auch wenn er sich manchmal die kurzen Haare rauft und häufig etwas übernächtig aussieht. Beim Holzrücken im Walde und Holzhacken fährt er die aufgewühlten Nerven wieder runter.

Mein Freund E. hat gerade entgegen seiner Entscheidung von vor einem halben Jahr, bei der er sich vorgenommen hatte, nie wieder Schulden und sich in die Klauen von Banken zu begeben, eine Investition in allerneuste Technologie in Höhe von 1 Mio Euro getätigt. Natürlich ist er als 100%-iger Vertriebsmann deshalb noch rascheliger als sonst. Beim Paddeln auf norddeutschen Flüssen findet er immer wieder zu sich.

Dies sind nur drei Beispiele von Menschen in unserer beschleunigten Zeit. Die berufliche Anspannung ist nicht vermeidbar. Ohne Fleiß weiterhin kein Preis. Doch wer erkannt hat, dass jede Anspannung auch beizeiten eine Entspannung erfordert, kann das gut und lange aushalten, bleibt womöglich länger körperlich und geistig fit als derjenige, der als Frühpensionär nur noch für sein Golfhandicap verantwortlich zeichnet oder als Hartz IV-Empfänger den Tag entspannt vor der Glotze verbringt (womit ich die Härten von Hartz IV nicht verniedlichen will).

Ob Sinuskurve oder Yin und Yang, ob Tag und Nacht oder Ebbe oder Flut, unsere Welt ist von Rhythmen geprägt. Wer diese anerkennt und nach ihnen lebt muss nichts befürchten. Arbeit an sich ist nicht schädlich. Nur wenn sie einziger Lebensinhalt wird und alles andere dominiert, dann kann es eng werden. Aber sonst schadet nicht einmal das Zigarettchen zwischendurch, das alle drei obigen Freunde genüsslich rauchen. Immer getreu dem Motto „Nur wer fröhlich sich die Glatze föhnt, hat mit dem Schicksal sich versöhnt!“

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