Seit wann gibt es Sprache? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Es kommt nämlich darauf an, was man als Sprache definiert.
Der Homo sapiens ist seit etwa 600.000 Jahren nachgewiesen. Er wird sich verständigt haben. Aber war das „Sprache“? Sind Grunz- oder Schnalzlaute Sprache? Sind nichtsprachliche Gesten Kommunikation?
„Sprache ist eine ausschließlich dem Menschen eigene, nicht im Instinkt wurzelnde Methode zur Übermittlung von Gedanken, Gefühlen und Wünschen mittels eines Systems von frei geschaffenen Symbolen“. (Edward Sapir (1921).
Man weiß heute von rund 6500 Einzelsprachen weltweit. Legt man als Kriterium das gleichzeitige Vorhandensein von Schriftsprache an, dann ist Sprache noch sehr jung, nur wenige tausend Jahre. Die deutsche Schrift entwickelte sich dabei erst vor etwa 500 Jahren und fand durch die Druckkunst Gutenbergs Verbreitung. Lesen konnte diese nur eine kleine, gebildete Schicht. Erst vor rund 200 Jahren wurde durch die Einführung der Schulpflicht das Lesen und Schreiben Allgemeingut.
Doch der Versuch, mittels Sprache Realität abzubilden, muss auch in sog. „Hochsprachen“ als begrenzt erfolgreich angesehen werden. Wie soll man einen nebelverhangenen aber sonnigen Septembermorgen über niederdeutsche Wiesen mit schwarzbunten Kühen sprachlich abbilden? Da nimmt man besser eine Kamera – deren Bild letztlich aber auch nur bedingt die erlebte Realität festhalten kann.
Analoge sensorische Eindrücke und Gefühle in digitale Sprache zu übersetzen, bleibt immer lückenhaft. Sprache ist mithin ein begrenztes Hilfsmittel zur Beschreibung der Welt.