Geteilte Freunde – oder Neiddiskussion?

Am 2. Juni gab es in Münster vor dem Schloss ein großes Freiluftkonzert mit drei namhaften und besonderen Größen aus der Welt der Klassik: Anna Netrebko, Erwin Schrott und Jonas Kaufmann.

Leider fiel Jonas Kaufmann wegen Krankheit aus, was frühzeitig bekannt gegeben wurde (wie wichtig das war, sollte sich später herausstellen) und an seine Stelle war Ramo’n Vargas dabei (in der Fachwelt ebenso herausragend beurteilt).

Die Eintrittspreise waren entsprechend: Zwischen 50 und 300 €. Es fanden sich dennoch etwa 10.000 Menschen laut Presseberichten ein. Zusätzlich waren Großleinwände aufgestellt, damit möglichst alle Besucher die Stars sehen konnten.

Selbstredend gibt es viele Klassik begeisterte Menschen, die sich so eine Vorstellung nicht leisten können und dennoch der Musik gerne lauschen möchten. Also fanden sich außerhalb des abgesperrten Gebiets Menschen ein, um einfach nur zuzuhören und zu genießen. Sie hatten sich mit Picknick und warmen Decken ausgestattet, lauschten froh den Klängen und waren damit glücklich. Doch nicht lange.

Die Presse berichtete nämlich, dass viele zahlende Besucher sich über die Zuhörer/-innen auf den kostenlosen Plätze mokoert hatten. Ist das nun Neid oder Arroganz? Man  gönnt  anderen, die nicht so betucht sind, als dass sie sich Karten für so ein Konzert leisten könnten, die Teilnahme an diesem Kunstgenuss nicht, obwohl sie sich lediglich abseits und hinter einer Absperrung auf den Boden setzen? In was für einer Gesellschaft leben wir? Ist das der „diskrete Charme der Bourgeoisie“, den Luis Buñuel einst als Film inszenierte?

Und dann gab es noch die andere Geschichte: Da haben Leute Karten, gehen zum Konzert und beschweren sich dann, dass einer der avisierten Künstler nicht dabei sei und dass sie doch extra nur seinetwegen gekommen seien! Man fordert eine Teilrückzahlung des gezahlten Eintrittspreises. Man hat offenbar Geld genug, um sich einen solchen Abend leisten zu können und macht dann ein Riesenaufstand wegen einer Sache, die lange genug vorher bekannt gegeben wurde?

Warum um alles in der Welt ist es manchen Menschen nicht möglich, einfach nur zu genießen und sich zu freuen, an solchen schönen Dingen teilnehmen können?

Hans-Werner Kleindiek

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Eine Antwort zu Geteilte Freunde – oder Neiddiskussion?

  1. Karl-Heinz Heidtmann sagt:

    Es reicht offenbar nicht, glücklich zu sein; andere dürfen es nicht sein, erst dann ist die Sache scheinbar rund. In was für einem Land leben wir?

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