Das Wort an sich verrät es schon, dass in dieser Charaktereigenschaft nicht durchgehend positiv ist, sondern in ihr auch ein negatives bzw. übertreibendes Element enthalten ist: Die Gier – und die wird nimmer satt.
Denn Neugier oder Neugierde kann ausgerichtet sein auf permanent wechselnde Ereignisse, um dadurch eine Lust an Sensationen befriedigen zu können. Ist die Neugier hingegen auf ein Interesse an Wissen ausgerichtet, stehen forschungs- oder verstandesmäßige Anteile im Vordergrund. Diese Form der Neugier wird auch „Wissbegierde“ genannt.
In der Bedeutung „auf Neues begierig“ ist das als ein Reiz auftretende Verlangen, Neues zu erfahren und insbesondere Verborgenes kennenzulernen, ohne Zweifel evolutionär bedeutsam – es war die Ursache vieler Entdeckungen und Erfindungen. Denn die Geschichte der Wissenschaft ist die Geschichte der Neugier: „Ich bin nicht besonders talentiert, sondern nur leidenschaftlich neugierig.“ (Albert Einstein)
Augustinus hielt die curiositas hingegen für ein Laster. Auch unsere Mythen und Märchen erzählen gerne vom Verbotenen, das die Menschen reizt. In der christlichen Kultur beginnt das Elend mit der Einflüsterung der Schlange, Eva möge doch den Apfel vom Baum der Erkenntnis pflücken.
In dem Buch „Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann wird die Neugier in der Geschichte von Paulinchen dargestellt, die den Titel trägt „Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug“. Ihr Experiment mit den Streichhölzern endet tragisch.
Dass Neugier unterschiedlich stark bei Männer und Frauen ausgeprägt ist, wird immer vermutet. Besonders die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts sah die Neugier hauptsächlich als eine weibliche Eigenschaft an.
Doch unabhängig von der Geschlechterzuweisung ist zu fragen, ob Neugier nicht auch gleichzeitig rücksichts- und respektlos sein kann, denn dieser urmenschliche Trieb bildet den Motor für Indiskretionen. Besonders durch die Boulevardpresse erleben nicht nur Prominente dieses Phänomen sehr unterschiedlich: Die Einen sonnen sich darin, die Anderen kommen daran um. Van Morrsion sang einst „curiosity kills the kid“ – wohl in Anlehnung an die englische idiomatische Wendung „Curiosity killed the cat“.