Da fahren wir mal hin – der Jakobsweg in Weyhe

Stempelstation bei Bauer Brüning - Foto: khh

Spätestens seit HaPe Kerkeling sich im Jahre 2001 auf den Weg machte und im Jahre 2006 seinen Besteller „Ich bin dann mal eben weg“ schrieb, ist den Deutschen der Jakobsweg bekannt. Seitdem explodieren die Pilgerzahlen in Spanien. Machten sich im Jahre 1970 gerade mal 68 Pilger auf den Weg, waren es im Jahre 2010 bereits mehr als 210.000 – Tendenz weiter steigend. Die Suche nach dem Sinn nimmt offenbar zu in einer sich zunehmend sinnentleerenden Gesellschaft.

Ursprünglich wird der „Camino Francés“ als der klassische Jakobsweg verstanden, der auf einer Strecke von knapp 800 Kilometern quer durch Nordspanien von den Pyrenäen zum Zielort Santiago de Compostela führt.

Doch inzwischen gibt es in ganz Europa Verlängerungen des Jakobswegs. Auch die Gemeinde Weyhe bietet seit Kurzem zwei (Stempel-) Stationen auf dem Jakobswegabschnitt Bremen – Vechta – Osnabrück an.

Nachdem zwei Journalisten des Weser-Kurier für diese keine 10 Kilometer lange Etappe brutto ganze drei Stunden gebraucht hatten, wollten wir es genauer wissen. Mit dem Fahrrad begaben wir uns eines trockenen Abends gegen 18:00 Uhr zur Startadresse und Stempelstation „Scheunenmarkt Warneke“, Zum Wittrocksee 6. Nach 8,5 Kilometern und einer knappen halben Stunden waren wir dort.

Hier begann nun der offizielle Teil unserer Fahrt. Wer genau hinsieht, kann auf der Wegstrecke fortan an Pfählen und Laternen einen ca. zehn mal zehn Zentimeter großen blauen Aufkleber mit der typischen Muschel sehen, die die Bezirksgruppe der Deutschen St.-Jakobsgesellschaft am Wegesrand überall angebracht hat.

Weil meine Frau die auf dem Weg liegende Sparkasse in Kirchweyhe aufsuchen wollte und wir noch nicht zu Abend gegessen hatten, unterbrachen wir die Pilgerfahrt spontan für eine Stunde in der „Alten Destille„. Frisch gestärkt ging die wilde Fahrt dann weiter.

Bis zum Weyher Freibad ist die Strecke wenig erbaulich. Vermutlich haben die Planer der Gemeinde Weyhe, die auch einen aufwändiges Faltblatt zu diesem Streckenabschnitt herausgebracht haben, möglichst viele Kilometer durch das Kirchweyher Ortszentrum vorgesehen – nicht unbedingt das, was man sich klassischerweise unter einer Pilgerstrecke vorstellt, aber vermutlich umsatzfördernd für die örtlichen Unternehmen.

Ob der Absatz des an der Strecke gelegenen „Schuhhaus Wittrock“ durch die Nachfrage nach geeigneten Wanderschuhwerk schon merklich gestiegen ist, wäre sicher wissenswert. Und ob das Schild „Bed & Breakfast“ in der Straße „Zum Kuhzaun“ im direkten Zusammenhang steht, darüber kann man nur spekulieren. Sicher sind wir hingegen, dass die Gastronomie den touristischen Aufschwung schon ein wenig spürt.

Ab dem Freibad wird es besser. Von hier geht es nur noch auf schmalen Pfaden durch Wiesen und Äcker. Erstmals erfahre ich von dem ehemaligen Kirchweyher Freibad Am Neddernfeld, das nun ein Biotop ist. Gegen 20:30 h sind wir bei Gerd Brüning in Lahausen an der zweiten Weyher Stempelstation angekommen.

Von dort sind es nochmal einige Kilometer bis nach Hause. Schließlich erreichen auch wir nach drei Bruttostunden wohlbehalten, gesättigt und geläutert unser Heim.

Abgesehen von einigen Herrchen und Frauchen, die mit ihren Hunden einen abendlichen Gassigang machten, haben wir keine weiteren Pilger getroffen. Aber vielleicht sind die auch früher als wir gestartet. Immerhin können wir nun auch sagen, dass wir auf dem Jakobsweg waren – wenn auch nur für knapp 10 Kilometer, mit dem Fahrrad und vor der eigenen Haustür.

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