Ölkatastrophe im Golf von Mexico

Es ist vermutlich die größte Umweltkatastrophen in der US-Geschichte – und sie ist wieder einmal typisch: Es gibt keine Pläne für den Fall einer solchen Katastrophe.

Dabei gab es rechtzeitig interne Warnungen. Der britische Ölriese BP hatte offenbar schon Monate vor der Explosion der Ölplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko Sorge um die Sicherheit der Bohrinsel – und setzte sich nach einem Medienbericht dennoch über konzerneigene Bestimmungen hinweg. BP-Ingenieure hatten offenbar bereits am 22. Juni 2009 Bedenken darüber geäußert, dass eine Metallverschalung, die der Konzern am Bohrloch zum Einsatz bringen wollte, unter großem Druck kollabieren könnte.

Noch kurz vor der Explosion am 20. April stellte sich Barack Obama am 2. April 2010 schützend vor die Tiefseebohrungen der Ölindustrie. Sicher und umweltverträglich seien sie. Der US-Präsident gab deshalb große Teile des amerikanischen Küstenschelfs für Ölbohrungen frei. Demnach darf vor der Atlantikküste, von Delaware bis Florida, künftig wieder nach Öl gebohrt werden. Auch arktischer Meeresboden nördlich von Alaska wurde freigegeben. Im Golf von Mexiko, wo Rohöl schon bisher gefördert werden durfte, wurde die Zone, in der Bohrinseln stehen dürfen, nach Osten ausgedehnt, auf die Strände Floridas zu.

Nun rudert Obama kräftig zurück – wie übrigens bei fast allen anderen Wahlkampfaussagen. Der Z(w)eitgeist hat das vorausgesagt. Doch nun haben wir den Öl-Salat!

Das alles erinnert stark an andere Technologien, zum Beispiel an die Atomenergieproblematik, was Betrieb, Pannen oder Endlagerung betrifft. Es steht auch hier zu befürchten, dass es nach Tschernobyl abgesehen von Evakuierungsplänen keine konkreten Reaktionsmittel gibt.

Dabei sind „Worst Case-Szenarien“ und entsprechende Vorkehrungen unerlässlich. Nur kosten sie Geld. Im Sinne der Profitmaximierung gehen Unternehmen deshalb lieber davon aus, dass alles schon gut gehen wird. Wenn nicht, dann wird man sehen. So ist der Mensch.

Literarisch erinnert dies alles an das Drama „Biedermann und Brandstifter“ von Max Frisch. Wir lassen die Schurken zu uns herein, obwohl wir wissen, dass sie uns die Hütte anzünden und uns ruinieren werden.

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