Ethik, Moral und Fairness

Lange Jahre habe ich der „Initiative für Fairness und Ethik (IFEG)“ angehört. Nach dem Tode ihres Gründers, Wolfgang Braun, ging die IFEG auf mich über.

Doch mehr denn je frage ich mich, ob eine solche Initiative noch Sinn hat, angesichts des zunehmenden ethischen Verfalls in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

Andererseits wird mir mit zunehmenden Lebensalter immer deutlicher, dass wir zwar noch nie in einer Gesellschaft mit einem derartig hohen ethischen Niveau gelebt haben wie heute, gleichzeitig wird mir immer deutlicher bewusst, wie anfällig der Mensch ist.

Nicht nur – wie schon berichtet – kommen mir bei der erneuten Lektüre des Alten Testaments als historischem Zeitdokument erhebliche Zweifel an der Integrität und Ethik des Christentums, sondern auch bei der Sichtung eigener Familiengeschichte kommen jüngst Dinge zutage, die einen Glauben an Ethik und Moral ein ums andere Mal mehr erschüttern.

Der Mensch ist offenbar nicht so integer, ethisch oder moralisch wie er gerne sein möchte. Die Frage also ist, macht es Sinn, ethischer, moralischer sein zu wollen, als der Mensch nach seinen Möglichkeiten je sein kann oder das Gros der Gesellschaft ist?

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Eine Antwort zu Ethik, Moral und Fairness

  1. khh sagt:

    Lieber Jochen,

    nach Tucholsky ist ja schon der Besitz eines Kaufhauses unmoralisch …

    Nein, ich meine weniger die Ausuferungen des Konsums, sondern vielmehr die Anfälligkeit des Menschen in nahezu allen Lebenslagen.

    Mir ist inzwischen klar, dass das kein modernes Zeitzeichen ist, sondern sich historisch bis Anno Knipp zurückverfolgen lässt.

    Schon die ältesten schriftlichen Zeugnisse aus Griechenland, Rom oder dem Alten Testament legen ein beredetes Zeugnis davon ab.

    Überall wir gezockt, geschoben und gezogen. Denk nur an die spontane kriminelle Energie die Abwrackprämie zu nutzen und die Fahrzeuge einfach weiterzuverkaufen nach Afrika usw.

    Oder an den Debattierclub in Berlin mit gigantischem Lobbywandelgang. Oder an die Selbstbedienungsläden, in denen sich angestellte Geschäftsführer unendlich bereichern.

    Und wenn ich dann in die eigene Familienchronik schaue, wird mir auch nicht gerade besser.

    Kurzum, der Mensch ist fehlbar, verführbar – und das nahezu ohne Ausnahme. Selbst die "Grünen" sind sich ja nicht zu schade gewesen, ihren politischen Kurs zu verlassen, vermutlich allein wegen Posten, Geld oder Macht und Ansehen.

    Soll ich da wirklich die Fahne der Moral und Ethik weiter hochhalten?
    Ich komme mir zunehmend albern vor.

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