Non vitae sed scholae discimus?

Gestern: Informationsabend zum Thema „2. Fremdsprache“ ab 6. Klasse

Der Abend fing schon symbolisch gut an:
Etwa 50 von 90 eingeladenen Eltern stehen etwas ratlos vor den verschlossenen Toren der KGS in L. Lateinlehrer E. nimmt per Mobiltelefon Kontakt mit Gymnasialzweigleiter W. auf, dem es dann auch gelingt die Tür vor dem „Kleinen Forum“ zu öffnen. Doch ein Teil der Eltern steht korrekter Weise vor der Tür des „Großen Forums“, in das die Schule eingeladen hatte. Gymnasialleiter W. beschließt die Informationsveranstaltung im „Kleinen Forum“ abzuhalten. Gut so, das „Großen Forum“ wäre in der Tat zu groß gewesen für die kleine Schar.

Nachdem dann (fast alle) Eltern im „Kleinen Forum“ versammelt und vom Gymnasialleiter W. begrüßt worden sind, geht es in medias res: Wie viele Eltern wollen eigentlich Latein für ihre Kinder? In der nicht ganz repräsentativen Elternschaft regen sich drei Finger. Gegenprobe Spanisch: Über 40 Interessenten. Ein klares Votum. Gymnasialleiter W. gibt sich überrascht. Doch selber Neuphilologe hätte er wissen können, dass es seit Jahren einen stabilen Trend zum Spanischen gibt.

Aber Gymnasialleiter W. gibt sich kundenorientiert und verspricht Berücksichtigung des Elternvotums. Leider hat sich er mit Lateinlehrer E. offenbar nicht vorher abgestimmt und die Rechnung ohne diesen gemacht: Letzterer teilt den Eltern diplomatisch-freundlich mit, dass solche Ansinnen zwar zu Kenntnis genommen würden, doch die Schule nach ihren eigenen Kriterien („Bildungsauftrag“, Lehrerversorgung usw.) entscheiden würde. Doch wozu dann die Abfrage? Einige Eltern murren, wenig später gehen erste.

Nach einer Stunde Larifari dann der Vorschlag des Gymnasialleiters W., doch nun über den eigentlichen Zweck des Abends (wo stand das?) über die Vor- und Nachteile bei der Wahl einer modernen Fremdsprache oder Latein nämlich kurz zu referieren. Dass Latein nichts mit Logik zu habe. erwähnt nicht nur Lateinlehrer E., sondern deucht auch bald den Eltern, denn was nützt das Abwägen, wenn die eine oder eben anderen Fremdsprache aus schulinternen Überlegungen nicht angeboten wird?

Ein konfuser Elternabend, wie fast immer an dieser Schule. Es entsteht der Eindruck, dass die „Türklinkenpädagogik“ auch hier wieder zugeschlagen hat: Kein Plan, kein „Hand-out“, keine Präsentation (weder mit noch ohne Beamer), einfach losplaudern. Dem Vater graut: Wenn deren Unterricht auch nach diesem Schema abläuft, dann ergreift ihn ein horror vacui.

Symbolik und unfreiwillige Komik auch zum Schluss: Eine Mutter fragt, ob denn auch ein Schüleraustausch für die Lateinklassen möglich sei. Dr. W. inzwischen sichtlich genervt und lakonisch: „Nein, die sind alle tot!“

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