Die Beharrlichkeit der Milchbauern erfordert einen weiteren Kommentar.
Traditionell war die Berufsgruppe der Bauern nicht gerade für einen weiten intellektuellen Hotizont bekannt. Daran hat sich in den vergangenen viel geändert. Viele junge Landwirte sind als „Agrarökonomen“ hervorragend ausgebildet, mancher ist gar promoviert.
Wenn die Milchbauern jetzt erneut einen Milchboykott androhen, wenn die angekündigten Milchpreiserhöhungen der Discounter nicht voll an sie weitergreicht würden, beweisen sie , dass sie einmal mehr wenig von Markt verstehen – und fallen in das einstige Stereotyp zurück.
Ein Preiserhöhungen am Markt, von – sagen wir einmal – 10 Cent bedeutet am Ende der Prozesskette vielleicht gerade einmal 1 bis 2 Cent für die Landwirte. Das Institut für Ernährungswirtschaft Thiele in Kiel hat die Kostenfaktoren für Milch ausgerechnet:
Rohstoff Milch:30 Cent
Erfassung: 1 Cent
Verarbeitung: 8 Cent
Overhead: 1 Cent
Verpackung: 7 Cent
Logistik: 2 Cent
Grüner Punkt: 2 Cent
Handelsspanne: 6 Cent
Nettopreis: 57 Cent
Mehrwertsteuer 4 Cent
Verbraucherpreis: 61Cent
An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass es jeder Logik entbehrt, wenn ein Lieferant in einem Markt der Überproduktion durch Boykott höhere Preise erzwingen will. Ohnehin ist es historisch überaus selten belegt, dass Lieferanten (wohl deren Mitarbeiter zur Realisierung höherer Lohnforderungen) ihre Kunden boykottieren. Preise werden in der Regel verhandelt. Das erzielte Ergebnis basiert – in freien Märkten – auf der jeweils aktuellen Wettbewerbssituation, d. h. richtet sich nach Angebot und Nachfrage vergleichbarer Qualitäten.
Nur wenn ich mich positiv vom Angebot anderen Anbieter unterscheide (Stichwort „Alleinstellungsmerkmal“) , kann ich ggf. höhere Preis erzielen.
Ist das nicht der Fall, grinst der Abnehmer nur müde, wenn ich ihn boykottiere. Er zuckt mit den Schultern und kauft woanders. Sie brauchen sich dazu nur einmal vorstellen, was wäre, wenn zum Beispiel Ihr Edeka-Markt Sie boykottieren würde – er verkaufe nicht mehr an Sie, außer Sie zahlten ab sofort 16,4% (das entspricht dem geforderten Aufschlag der Milchbauern) mehr. Was wäre wohl Ihre Reaktion?
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