„Um die verzweifelte Stimmung, welche die „Frankfurter Schule“ um das Jahr 1933 herum befallen hatte, etwas aufzulockern, veranstaltete Max Horkheimer eines schönen Tages einen kleinen Wettstreit. Derjenige sollte Sieger und der beste Kritische Theoretiker sein, der das Reflexivum „sich“ am weitesten postponieren (nachstellen) konnte.
„Das hört sich gut an!“ rief Erich Fromm und schied sofort aus.
„Jetzt wird sich mal zeigen“, schrie begeistert Herbert Marcuse, „wer was drauf hat im Kopf!“ – und natürlich sah damit auch Marcuse kein Land.
Etwas geschickter stellte sich Walter („Benjamin“) Benjamin an, der mit einem „Der Marxismus muß mit dem Judentumn sich verbrüdern!“ zum Erfolg kommen hoffte.
Habermas hatte offensichtlich die Regel mißverstanden oder was, jedenfalls schien er mit seinem Beitrag „Sich denken, bringt wahre Selbstreflektion des Geistes“ aus, und auch Pollock brachte es mit einem „Gott ist an sich im Himmel“ nicht recht weit, ja er wurde sogar mit Schulverweis bedroht (…) jedenfalls legte nun lächelnd Max Horkheimer mit dem Satz „Die Judenfrage erweist in der Tat als Wendepunkt sich der Geschichte“ einen echten Hammer vor, indessen – nicht zu glauben, daß auch dies noch übertroffen werden konnte: Sieger wurde und sein Meisterstück nämlich machte Adorno mit dem geflügelten Satz: „Das unpersönliche Reflexivum erweist in der Tat noch zu Zeiten der Ohnmacht wie der Barberei als Kulmination und integrales Kriterium Kritischer Theorie sich.“
Aus: Eckhard Henscheid: „Wie Max Horkheimer einmal sogar Adorno hereinlegte“
Ich erinnere mich dunkel, dass es diesen Wettstreit auch unter Schülern in einem berühmten Roman oder Film gab. Club der toten Dichter vielleicht?
Könnte durchaus sein, auch wenn ich mich daran im Film "Club der toten Dichter" (großartiger Robin Williams) konkret nicht erinnern kann – aber das heißt nichts bei mir.