Ein guter Freund fragte mich am Silvestertag nach meinen “Vorsätzen” für das kommende Jahr. Wir Deutschen lieben Vorsätze, vor allem „gute“ und besonders am Silvestertag – danach meist nicht mehr. Und „schlechte“ Vorsätze scheint es faktisch gar nicht zu geben.
Das Wort „Vorsatz“ stammt offenbar aus dem Mittelhochdeutschen und wurde dort wohl vom Lateinischen „propositum“ abgeleitet. Der Vorsatz steht offenbar vor dem Satz, dem Diktum, dem Gesetz. Dies ist auch im technischen Bereich der Fall, wenn von „Vorsatzgeräten“ die Rede ist; sie werden vor das eigentliche Gerät montiert. Übrigens, wer „vorsätzlich“ handelt, wird meist bestraft. Ein weniger gebräuchliches aber sicher treffenderes Wort wäre deshalb „Vornahme“.
Aber auch die zeitliche Fixierung auf das Jahresende ist natürlich barer Unsinn: Wenn man im Laufe des Jahres die Notwendigkeit oder den Wunsch sieht, etwas zu tun oder zu lassen, dann wartet man am besten nicht damit bis zum Jahreswechsel: „Kommendes Jahr lasse ich das Dach reparieren, damit es nicht mehr reinregnet ins Wohnzimmer!“ Welch tolle Idee!
Die meisten Vorsätze sind ohnehin obsolet, weil sie idR nur 24 Stunden halten. Also lassen wir das mit den Vorsätzen, den guten gar. Der Volksmund weiß: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert!“ Also sich besser nichts vornehmen, damit es „himmlisch“ wird? Es lebte sich gewiss leichter ohne.