Es gibt sehr viele schöne Kirchenlieder in unseren Gesangbüchern. Dabei lieben größtenteils ältere Menschen die eher alten Lieder. Ich schätze allerdings auch modernere Lieder mit teilweise sehr einprägsamen und stimmigen Texten.
Das gilt z.B. auch für das Lied: „Herr deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ (Refrain). In der dritten Strophe heißt es dann: „Und dennoch sind da Mauern zwischen Menschen“. Ja, mit Mauern kennen wir uns aus, war doch eine Mauer Teil unserer deutschen Geschichte. Unzählige Menschen mussten an ihr das Leben lassen oder ganze Familien wurden wegen ihr vernichtet oder auseinander gerissen.
Selbst nach der Öffnung der Grenze und Zerstörung dieser Mauer und ihrem optischen Verschwinden, blieb in den meisten Köpfen die Mauer weiter bestehen. Nun sollte man meinen, dass die ganzen negativen Erfahrungen lehrreich genug waren, und wir etwas Abstand haben wollten. Natürlich gibt es auch weiterhin alte Stadtmauern oder Mauern um Burgen, Schlösser, Klöster, Gefängnisse usw.
Allerdings sehen wir in den letzten Jahren viele neue Mauern. In der Fachsprache heißen diese heute „Gambionen“ (mit Draht gefüllte Steinkörbe). Oft zu sehen als Begrenzung zur Autobahn (auf Parkplätzen).
Dabei fällt mir seit einiger Zeit auf, dass diese Mauern immer öfter in Neubaugebieten anzutreffen sind. Da mauern sich Menschen förmlich ein. Warum tut sie das? Weswegen baue ich eine Mauer um mich herum, blicke ständig auf eine Gitterkonstruktion gefüllt mit Steinen?
Wie viel schöner ist eine „grüne Mauer“ aus Hecken, Bäumen und anderen Pflanzen. Gut angelegt, bemerkt man noch nicht einmal den Drahtzaun zwischen den Pflanzen, der natürlich erforderlich ist; denn ein offenes Grundstück oder ein offener Garten würde sicher einige Probleme für die Besitzer aufwerfen. So erfreuen wir uns an unserer „grünen Mauer“ und damit verbunden dem Wandel der Jahreszeiten. Wenn ich mir vorstellen soll, ich wäre eingemauert? =der soll ich lieber sagen: Wie schön, das die Geschmäcker verschieden sind?