Solange alle fünf oder sechs Sekunden ein Kind verhungert, geht es dieser Welt nicht gut.
Man darf Zweifel an jeder Statsitik haben, auch an der offiziellen Armutsstatistik und erst recht, wenn sie von der Weltbank zusammengestellt wird: Laut Weltbank-Definition lebt ein Mensch nämlich erst dann in extremer Armut, wenn er im Monat weniger als 38 Dollar zum Leben zur Verfügung hat.
Kritiker werfen den Weltbankstatistikern vor, sie würden die Kaufkraft der Armen systematisch zu hoch und die Armutsgrenze zu niedrig ansetzen. Wenn man nun die Armutsgrenze auf 76 Dollar pro Monat verdoppelte, dann wäre die Zahl der Armen zwischen 1981 und 2008 nicht, wie die Weltbank verkündet, um knapp 700 Millionen auf 1,3 Milliarden gesunken, dann wäre sie gar auf drei Milliarden gestiegen.
Zudem legt deren Berechnung Konsumgüter zugrunde, die für die Armutsbekämpfung irrelevant sind. Viel entscheidender sind die Preise für Nahrungsmittel – und der hat sich in wenigen Jahren nahezu verdoppelt.
Zudem zählt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zu den Hungernden nur die, die ein Jahr lang nicht genug Kalorien für einen, wie es heißt, „bewegungsarmen Lebensstil“ aufbringen. Wer also nur einige Monate im Jahr hungert, kommt in der FAO-Statistik gar nicht vor.
Faktisch ist die Menschheit so reich, dass niemand mehr verhungern müsste:
„Die Industrieländer hätten heute das Potenzial, allen Bürgern eine angstfreie Existenz zu menschenwürigen Bedingungen zu garantieren. Und die Menschheit als Ganzes könnte zumindest hinreichend ernährt und ärztlich betreut werden.“ (Daniela Dahn – „Wir sind der Staat“)
Jedem, der den zur „freien und sozialen Marktwirtschaft“ geschönten Kapitalismus für das einzig mögliche und richtige Wirtschaftssystem hält, sollten allein schon diese Zahlen zu denken geben. Denn das Kapital ist ungestört dabei, die profitablen Erwerbsbedingungen der Dritten Welt zu globalisieren. Wären wir nicht so reich, wären viele Menschen nicht so arm.
„Nicht nur der Kapitalismus ist am Ende, sondern mit ihm das politische System, das ihn nicht bremsen kann.“ (Daniela Dahn).