Soeben wurden am Wochenende die Uhren – und nicht etwa die Zeit, wie immer gerne behauptet wird – umgestellt. Grund genug, einmal wieder über das Phänomen Zeit nachzudenken.
„Was ist denn die Zeit?“ – das lässt schon Thomas Mann vor etwa 100 Jahren seinen Protagonisten Hans Castorp in seinem Jahrhundertroman „Der Zauberberg“ fragen. Nun, die Zeit ist Menschenwerk. Besonders die Uhrzeit, denn wohnten wir auf einem anderen Planeten, hätte der Tag vielleicht 48 Stunden, oder nur zwölf. Und das, was wir Jahr nennen, umfasste möglicherweise 1000 Tage oder nur 3 usw.
Tempus fugit – die Zeit flieht. Versuche, sie festzuhalten, sind sinnlos. Umso größer das Bemühen, wenigstens der Erinnerung ein wenig auf die Sprünge zu helfen: Tagebuch, Foto, Film oder Tondukumente sind probate Mittel. „Zum Augenblicke dürft‘ ich sagen: Verweile doch, du bist so schön
Doch auch mit Fotos usw. lässt sich die Vergangenheit nur bedingt festhalten. Wir finden auf ihnen nicht das, was wir im Moment der Aufnahme empfanden. Denn der Mensch nimmt immer mit allen seinen fünf Sinnen gleichzeitig wahr.
Wir können auf den Bildern die Temperatur nur ahnen, uns mit großer Mühe vielleicht vage an den Geruch erinnern. Der Wind, der uns in den Haaren zauste, den spüren wir auf dem Foto nicht. Den Wein im Kelch auf dem Foto schmecken wir nicht wirklich auf der Zunge. Das Foto vermag nur einen Sinn festzuhalten – und das auch nur zweidimensional. Die Atmosphäre der Situation ist nicht reproduzierbar, weder gemalt, noch fotographiert oder gefilmt.
Dokumente sind immer nur Abbilder der Realität, nicht die Realität selber – man denke nur an Magrittes „Ceci n’est pas une pomme“.
Milliarden von Fotos werden täglich gemacht, noch viel mehr, seitdem die digitale Fotographie Einzug gehalten hat, und man mit jedem Mobiltelefon auch Foto „schießen“ kann. Doch löst auch hier löst die Quantität das qualitative Anliegen nicht. Nur ein wirklich gutes Bild sagt mehr als 1000 Worte.
Gewiss, Dokumente helfen uns zu erinnern und sind in der Lage, Emotionen wieder aufleben zu lassen. Doch das, was wir uns erhoffen, kann keine Aufzeichnung leisten: Die Vergangenheit zur Gegenwart zu machen. Und so bleibt es eben nur beim Sehnen und Wünschen, wie zB: „Man müsste nochmal 20 sein„.
Was also ist denn nun die Zeit? Thomas Mann gibt uns die Antwort in seinem Zauberberg: “Ein Geheimnis, wesenlos und allmächtig.”
Für uns Menschen ist Zeit sehr individuell. Manchmal unendlich lang, manchmal zu kurz.
Ein deutscher Schlagertitel: „Halt die Welt an, stopp die Zeiger der Uhren“.
Niemand kann sie anhalten. Was ist ein Menschenleben im Vergleich zum Universum?
http://www.youtube.com/watch?v=P731J-J12VM
Ja, und die „Sagehorner Amateur-Sänger (SAS) unter einem der Thorweger-Söhne haben den Refrain dann grölend umgedicht in „… stoppt die Preise der Huren!“