Bundesfreiwilligendienst

Wie uns allen bekannt ist, gab es einmal die Wehrpflicht und geraume Zeit später (als Alternative für diejenigen, die den Dienst an der Waffe ablehnten) den Zivildienst.
Irgendwann gab es dann plötzlich das sogenannte „freiwillige soziale Jahr“ – warum auch immer, alsbald gefolgt vom „freiwilligen ökologischen Jahr“.

Nun haben wir vor einigen Monaten erlebt, dass mit einem kaum dagewesenen Gewaltakt die Wehrpflicht „eingefroren“ wurde. Ein Phänomen, bei dem selbst diejenigen, die in ihren Städten nie Soldaten und Kasernen und Stützpunkte usw. hatten haben wollen, plötzlich merken, welche Wirtschaftskraft ihnen da verloren ging und völlig  umgeschwenkt sind – das Hemd ist manchem eben näher als die Hose. Das ist genauso gewaltig wie die Abschaffung, aber ein anderer Schauplatz.

Als Folge musste natürlich auch der Zivildienst dran glauben – und plötzlich wird es heikel: Wer soll denn jetzt in den Krankenhäuser, in den Alten- und Pflegeheimen usw. helfen? Ja, da fehlen doch plötzlich ganze Massen an Hilfspersonal! Da muss doch ganz schnell eine Lösung her, denn sonst bricht unser humanes Sozialsystem zusammen.

Und siehe da, gibt es plötzlich die Möglichkeit des „Bundesfreiwilligendienstes“ – was für ein Wort! Wie schön, nun ist ein sehr junges Problem ganz schnell aus der Welt. Jetzt frage ich mir nur: Warum neben dem „freiwilligen sozialen Jahr“ usw. nun der „Bundesfreiwilligendienst“? Jetzt haben viele Leute ein Problem: Wo ist denn bitte sehr der Unterschied und warum gibt es ihn? Warum müssen wir immer wieder neue und noch kompliziertere Dinge erfinden, wenn wir doch schon Lösungen haben?

Warum schafft man nicht aus dem ehemaligen Zivildienst, dem freiwilligen sozialen Jahr und dem Bundesfreiwilligendienst eine Einheit unter bekanntem Namen und gleichen Bedingungen? Warum überhaupt diese neue Einrichtung?

Nun, das kennen wir doch schon in unserer Republik, denn darin sind wir doch wahrlich Weltmeister. Im Bildungssystem sieht es schließlich genauso aus. Es gab mal eine Volksschule, Mittelschule und Oberschule (für die Ausbildung und das Studium dann weitere Formen). Anstatt diese zu verjüngen und modernisieren und flexibler zu gestalten entstanden immer wieder neue Formen: Ganztagsschule – Gesamtschule – Gemeinschaftsschule usw. Da wird gewerkelt, bis niemand mehr durchblickt und nicht mehr weiß, was nun Sache ist.

Warum sind wir so gestrickt?  Es ließen sich hier sich noch viele Beispiele verwaltungstechnischer Vielfalt und Bürokratismus aufzeigen. Wobei es ja schon ein Witz ist, dass Bildungsangelegenheiten Ländersache sind – also 16 unterschiedliche Möglichkeiten unserem Nachwuchs Bildung zu vermitteln – nur schlecht, wenn man ab und zu die Bundesländer wechseln muss.

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