In einer kleinen Stadt regnet es und die Straßen sind wie leergefegt. Die Zeiten sind schlecht, jeder hat Schulden und alle leben auf Pump.
An diesem Tag fährt ein Tourist durch die Stadt und hält an einem Hotel an. Er fragt den Eigentümer, ob er sich einige Zimmer anschauen könne, um vielleicht eines davon für eine Übernachtung zu buchen.
Der Eigentümer gibt ihm einige Schlüssel und der Reisende legt dafür als Kaution einen 100 Euro Schein auf den Tresen. Während der Reisende sich die Zimmer anschaut, geschieht folgendes:
Der Hotelier nimmt den Geldschein, rennt zu seinem Metzger und bezahlt seine Schulden.
Der Metzger nimmt die 100 Euro, läuft sofort die Straße runter und bezahlt den Bauern.
Der Bauer nimmt die 100 Euro und bezahlt seine Rechnung beim Genossenschaftslager.
Der Mann dort nimmt den 100 Euro Schein, rennt zur Kneipe und bezahlt seine Getränkerechnung.
Der Wirt dort schiebt den Schein zu einer an der Theke sitzenden Prostituierten, die dem Wirt einige Gefälligkeiten auf Kredit hatte zukommen lassen.
Die Prostituierte rennt zum Hotel und bezahlt mit den 100 Euro ihre noch ausstehende Zimmerrechnung.
Der Hotelier legt den Schein wieder zurück auf den Tresen.
In diesem Moment kommt der Reisende die Treppe herunter, nimmt seinen Geldschein und meint, dass ihm leider keines der Zimmer gefalle.
Nun das interessante Ergebnis:
- Niemand hat in dieser kurzen Zeit etwas produziert
- Niemand hat in dieser kurzen Zeit etwas verdient
- Während das Geld zirkulierte, wurden alle Schulden beglichen
Die Geschichte hat einen sehr wahren Kern:
Faktisch erfüllt Geld genau diese Aufgabe in seiner Funktion als „Zirkulationsmittel“, wie es Marx/Engels bereit vor über 150 Jahren wissenschaftlich beschrieben haben.
Und so gesehen kann die EU Griechenland ruhig weiter Geld leihen, auf irgendeinem Wege kommt es schon zu uns zurück – und die Griechen sind auch ihre Schulden los.
Niemand hat etwas produziert. Nun ja, im wesentlichen waren es Dienstleistungen welche hier erbracht wurden. Diese Dienstleistungen führten zu Forderungen und gleichermaßen zu Verbindlichkeiten. Die Verbindlichkeiten wurden mit den erbrachten Dienstleistungen getilgt. Somit sind auch keine Verbindlichkeiten mehr existent. Keiner hat etwas verdient. Nun ja, auch das ist falsch. In Wirklichkeit hat jeder etwas verdient. Mit diesem Verdienst konnten wiederum andere Dienstleistungen gekauft werden. Schulden hat nun niemand mehr. Das ist allerdings richtig. Schließlich hat der Hotelier mit dem geliehenen Geld ja keine Güter und Dienstleistungen aus Deutschland gekauft sondern das Geld dem Deutschen Entleiher brav zurück gegeben. Die wahre Euro Krise ist dadurch gekennzeichnet, dass die Griechen mit dem vom Ausland geliehenen Geld ausländische Waren gekauft haben aber keine Waren und Dienstleistungen im gleichen wertmäßigen Umfang zurückliefern konnten und noch immer nicht können.
Mit freundlichem Gruß
Noel König
Am Anfang hatten alle Schulden, auch der Hotelier. Der hatte aber auch ein Guthaben (bei der Prostituierten) . Am Ende haben alle ihre Schulden bezahlt und der Wirt hat kein Guthaben mehr. Er hat mit diesem Guthaben seine Schuld beglichen, und damit allen anderen in der Kette ermöglicht, das ebenfalls zu tun.
Es wurde also zwar nichts produziert, aber der Ertrag einer früheren Leistung (Vermietung des Zimmers an die Prostituierte) zur Schuldentilgung herangezogen.
Der Euroschein des Interessenten hat die Funktion erfüllt, das ganze Karussell in Gang zu setzen und kehrt unversehrt zu seinem Eigentümer zurück.