Viele Jahre bin ich fast wöchentlich zu ihm gegangen, um meinen von der PC-Arbeit verspannten Rücken wieder geschmeidig zu bekommen. Einmal Fango und Massage, das war jahrelang ein wunderschönes Heilmittel, das ich mir gegönnt habe in seiner Praxis für Physiotherapie.
Nun erhalte ich den Anruf des Sohns, dass mein Termin heute leider abgesagt werden muss. Siegfried Gebhardt ist tot.
Beim Fahrradfahren auf Sylt mit seiner Handballtruppe ist ihm am 30. April unwohl geworden. Den schweren Herzinfarkt konnten die herbeigerufenen Ärzte nicht mehr behandeln, Siegfried Gebhardt verstarb offenbar wenigen Zeit später im Krankenhaus auf Sylt.
Vergangene Woche hatte er noch geschwärmt vom bevorstehenden Ausflug. Am Donnerstagnachmittag war man gemeinsam mit der Deutschen Bahn losgefahren, zwölf fröhliche Handballer und diverse Fässchen Pils. Das Foto (Dank dafür an Burghard Dartsch) entstand auf der Hinfahrt – ein freundlicher und gesund aussehender Siegfried Gebhardt, so, wie wir ihn alle kennen.
Wir haben uns immer gut verstanden und unterhalten, während er mich massierte. Er hatte Humor, keine Sitzung, anlässlich derer wir nicht wenigstens einmal herzhaft gelacht hätten, Männerhumor halt. Wir waren über die Jahre zwar beim „Sie“ geblieben, aber wir hätten durchaus Freunde sein können. Denn Siegfried Gebhardt hatte alles, was einen wahren Freund ausmacht: Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft, Verständnis, Humor. Siegfried Gebhardt war „echt“, beim ihm wusste man immer, wo woran man war.
Es gab wohl ein, zwei Mal interpretierbare Warnsingale, die er aber ignorierte. Denn ängstlich war er als „gelernter Sani“ nicht. Und wenn was passiert? „Na, dann isses eben so, ein Esser weniger!“ – so sein typischer Humor.
Leider hatte ich vergangene Woche meinen Termin wegen eines febrilen Infekts absagen müssen und auf seinem AB um einen neuen Termin gebeten. Sein Rückruf kam prompt wie immer – ein letztes Tondokument – wir wollen es hier bewahren.
Wenn einer immer da war und dann plötzlich nicht mehr ist, dann muss man kein Freund sein, um ein Schaudern zu empfinden, wie schnell das gehen kann. Der Tod ist uns unheimlich. Friedrich Schiller hat das in seinem „Wilhelm Tell“ so passend beschrieben:
„Rasch tritt der Tod den Menschen an,
Es ist ihm keine Frist gegeben,
Er stürzt ihn mitten in der Bahn,
Er reißt ihn fort vom vollen Leben.“
62 Jahre alt ist „Sigi“ geworden. Am Freitag findet die Trauerfeier in Leeste statt, beigesetzt wird er aber, wie von ihm gewünscht, als alter Seebär und Gorch Fock-Fahrer auf See.
Plötzlich und unerwartet fehlt uns ein Mensch, ein ganz lieber zudem. Ich bin ebenso traurig wie schockiert. Meine aufrichtige Anteilnahme gilt jedoch in diesen schweren Stunden seiner Frau und seinen beiden Söhnen. Denn was ist meine tiefempfundene Trauer schon gegen ihre?
besser hätte man UNSEREN Sigi nicht beschreiben können – ein GERADER Mann.