Wir leben in beschleunigten Zeiten. Alle eilen, als ob sie Angst hätten, zu spät zu kommen – nicht nur zum Fest.
Wenn ich mit dem Auto in geschlossenen Ortschaften die vorgeschriebenen 50 km/h oder in Baustellen oder auf Landstraßen die vorgeschriebene Geschwindigkeit einhalte, kleben ich oft entnervte Drängler an meiner Stoßstange und versuchen, mich dadurch zum schnelleren Fahren zu nötigen. Innerorts sind es meist hektische Frauen in Kleinwagen, unterwegs mit ihren Kindern zu Kindergarten, Schule oder Arbeitsplatz, außerorts deren gestresste Männer (ob es da einen Zusammenhang gibt?).
Auch auf eisglatten auf Autobahnen bin ich – wie vergangenen Freutag auf der A1 nach Osnabrück – immer wieder entsetzt, wie manche Autofahrer die physikalischen Gesetze verkennen: Winterreifen, ABS, ESP usw. helfen bei überforenen Straßen und Blitzeis so gut wie gar nicht! Da donnert so mancher Lastwagenfahrer mit über 90 km/h über die blank gefrorene Fahrbahndecke – wenn es sein muss, auch auf der dritten Spur. Gerne wird vorher auch dicht aufgefahren, dröhnend gehupt. Doch wenn 38 Tonnen quer auf der Autobahn liegen, muss der kurz vorher an allen PKWs vorbeigezogene Brummi-Kollege aufpassen, dass er nicht gelyncht wird.
Es hilft dem Autofahrer eben nur zum Teil, wenn er seine eigene Fahrweise den Straßenverhältnisse anpasst. „Raser haben so viel Grips“ … steht auf Autobahnplakaten. Dabei deutet eine adrette Dame zwischen Daumen und Zeigefinder eine Länge von 2 bis 3 cm an, von der viele Männer glauben, das seien 30 cm – eine geschickte Anspielung.
Vielleicht ist frau oder man zu spät losgefahren? Vielleicht fährt man oder frau nächstes Mal einfach ein Ideechen früher los? Das wäre entspannter und sicherer für alle!
Gottvertrauen, vertrauen auf die Technik oder Lust am Risiko?
Winter wie momentan hat es schon immer gegeben. In früheren Zeiten hat man sich damit „arrangiert“, will heißen darauf eingestellt. Die Bauern haben sich darauf eingestellt, will heißen sie haben auf „Sparflamme gekocht“.
Heutzutage heisst es aber „business as usual“.
Sämtliche Störfaktoren die das normale Geschäft stören, und das sind nunmal Wetterunbillen, versucht man durch Technik zu überwinden.
Aber selbst neueste technische Errungenschaften wie Winterreifen, ABS, ESP vermögen nicht die Behinderungen des Winters zu überwinden.
Gläubige des technischen Fortschritts wollen es einfach nicht wahr haben, dass selbst in unserer hochtechnisierten Welt eine Abhänghigkeit zu den Naturgewalten besteht.
Nur so sind die agressiven Reaktionen der Flugpassiere in den Flughäfen zu erklären.
Wer ersetzt uns den Ausfall an Freizügigkeit und Profit bei solchen witterungsbedingten Ausfällen?
Da wollen wir doch mal sehen, wer stärker ist!