Stellen Sie sich einmal vor, Sie sitzen gemütlich in einer Bar oder einem Restaurant und lernen eine durchaus hübsche, junge Dame kennen. Als Sie sich vorstellt, sagt sie: „Ich heiße Mandy“ (sprich Määändi). Bereits
mehrfach berichteten wir über die Zukunftsaussichten von jungen Menschen allein auf Grund ihres ihnen von ihren Eltern ausgesuchten Vornamens.
Der Name – Schall und Rauch? Von wegen, jeder Hund, jede Katze, jeder Wellensittich hat einen Namen – und hört, wenn man seinen Namen ruft. Auch im Märchen von Rumpelstilzchen hat, wer seinen Namen kennt, hat Macht über ihn. Er ist mit der Person, die ihn trägt, unzertrennlich verbunden. Er wird zum wichtigsten Wort im Leben eines Menschen. Sein Name ist das erste Wort, das der Mensch schreiben lernt. Der Name wird zur Wortmarke jedes Menschen mit einer hohen Werbewirkung. Seinen Namen liest man nicht, sondern man sieht ihn in einem Text auf Anhieb und versteht ihn sofort, eben wie eine Marke oder ein Logo. Ein erfolgreicher Mensch „macht sich einen Namen“. Die Welt vertraut den Namen: nomen est omen.
Einst hatten unsere Vorfahren nur Vornamen (Rufnamen). Erst später, als die Bevölkerung etwa ab der ersten Jahrtausendwende durch die Städteentwicklung rapide zunahm, wurden „Bei-Namen“ notwendig, um den einen Walter vom anderen zu unterscheiden. Oft erhielten Menschen nun Attribute, die ihren Charakter auszeichneten (Karl der Kühne, August, der Starke, Wilhelm der Schweiger), ihre Physis (Pippin der Kurze) , ihre regionale Zugehörigkeit (Roland von Bremen) oder ihren Beruf (Wagner, Müller, Schmied).
Mit zunehmender Administration im 12. Jahrhundert waren auch die Beinamen nicht mehr ausreichend und der feste Nachname (Familienname) setzte sich durch. Er musste amtlich verbindlich sein, lebenslang bestehen und vererbt werden. Bei diesem Wandlungsprozess waren Adlige und Patrizier Vorreiter, Knechte und Dienstboten kamen zuletzt. Die Entwicklung begann im Südwesten und verbreitete sich im 13./14. Jahrhundert bis in den Nordosten, Städte wurden eher erfasst, als das Land – dort funktionierte das einnamige Modell stellenweise noch im 17./18. Jahrhundert.
Doch immer lag dem Familiennamen ein Wort als Ursprung zu Grunde, das eine Person zu einer bestimmten Zeit auf irgendeine Weise charakterisierte.
Übrigens auch die Vornamen hatten immer schon eine Bedeutung. Eberhard hatte das Herz eines Ebers und Siegfried wahrte die Frieden durch Siege. Und Mandy bedeutet „die Liebenswerte“ oder „die zu Liebende“ aus der englischen Kurzform von Amanda (lat. „amanda„).
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Nachdem die Rubrik Sagehorn dazugekommen ist, könntest Du diesen Beitrag getrost darunter veröffentlichen, wobei zu bemerken ist, dass Walter, Mandy und August … gewiss keine Beinamen bräuchten, weil sie ganz einzigartig sind… 😉
Beim Roland sieht das wiederum anders aus… – den gibts auch noch in der Partnerstadt Riga…