Der Kreuzfahrtboom ist ungebrochen. Nachdem dieses vermeintliche und teilweise ans Dekadente grenzende Vergnügen inzwischen auch dem Massentourismus mit Schiffen für 4000 Passagiere offensteht, drängt sich auch hier einmal mehr die Frage nach der Ökologie auf.
Damit ist nicht nur die Verwenung von schwerem Heizöl (Bunker) für die Maschinen gemeint. Denn auch die Einleitung von ungereinigten Abwässern aus Kreuzfahrtschiffen und Fähren in die Ostsee (dito jedem anderen internationalen Gewässer) ist nicht verboten. Die zuständige Schifffahrtsorganisation (IMO) hat auf ihrer Jahreskonferenz einen Antrag aller Ostseeanrainerstaaten, strengere Regeln für die Abwassereinigung von Kreuzfahrt- und Fährschiffen in der Ostsee zu verordnen, vorerst abgelehnt.
Nährstoffe aus ungeklärten Abwässern der Passagierschiffe tragen zur Überdüngung der Ostsee und damit zur Bildung sauerstoffarmer Zonen bei.
Mehr als 80 Millionen Passagiere bereisen jedes Jahr die Ostsee auf Kreuzfahrtschiffen und Passagierfähren. Ein Viertel aller an Bord produzierten Abwässer entsteht auf internationalen Kreuzfahrtschiffen und wird zum Großteil in die Ostsee entsorgt. Nach WWF Angaben gelangen durch ca. 120 Millionen Klospülungen und Schmutzwasser aus Passagierschiffen jährlich ins Meerwasser und beschleunigen die Überdüngung der Ostsee. In der Folge bilden sich Algenteppiche und sauerstoffarme Todeszonen am Meeresboden, so dass biologischer und wirtschaftlicher Schaden für die Meeresumwelt und Küstengebiete entsteht.
Lediglich drei von 20 Kreuzfahrtgesellschaften unterstützen bislang die WWF-Initiative. Die Reedereien Peter Deilmann, Hurtigrouten und AIDA Cruises wollen die WWF-Standards einhalten. Besser sieht es bei den Fährlinien aus. Die Mehrzahl der Gesellschaften bekennt sich zu einer vorbildlichen Entsorgung. Sie unterzeichneten die Selbstverpflichtung.
Die Crux ist die rechtliche Grauzone außerhalb der 12-Meilen-Zone. Hier kann offenbar jeder (fast) alles machen, was er will.