Von Mozart weiß man, dass er seine Musik auf Reisen, beim Spaziergang und im Halbschlaf zu Papier brachte. Einstein kamen die besten Ideen beim Rasieren und so manche durchschlagende Erfindung soll auf dem stillen Örtchen geboren worden sein.
Man kann Radiohören beim Zeitungslesen, Bügeln beim Fernsehen (wo zwei Infobänder, ein Nachrichtensprecher und eine Life-Übertragung gleichzeitig zu sehen sind), Fingerfood erlaubt das Weiterarbeiten. Das Hörbuch erlaubt es, gleichzeitig Auto zu fahren. Man kann telefonieren und dabei eMails schreiben. Wir fahren Auto UND telefonieren. Wir arbeiten UND essen. Wir joggen UND diktieren.
Menschen versuchen zunehmend, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Auf Denglisch heißt das „Multitasking“. Zeitverdichtung durch Vergleichzeitigung nennt Karlheinz Geißler dies. Schon Karl Marx hatte diesen Trend erkannt und schrieb: „Neben das Maß der Arbeitszeit als „ausgedehnte Größe“ tritt jetzt das Maß ihres Verdichtungsgrades.“
Denn die monochronen Zeiten sind offenbar vorbei, in denen man eins nach dem anderen erledigen konnte. Heute leben und arbeiten wir immer mehr polychron (gleichzeitig). Der „Homo sapiens“ wird zum „Homo simultans“, zum Simultanten (nicht zu verwechseln mit Simulanten).
Doch bei genauer Betrachtung sind nicht einmal Computer in der Lage, gleichzeitig mehrere Dinge zu tun. Sie tun nur so als ob, denn de facto schalten sie nur ultraschnell zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her.
Menschen, die per „Multitasking“ mehrere Dinge gleichzeitig tun wollen, sind keinesfalls effizienter oder schneller. Eine Untersuchung der University of Michigan hat Versuchspersonen getestet, die zwei Dinge gleichzeitig tun sollten, einen Bericht schreiben und nebenher ihre eMails erledigen. Das Ergebnis: Die Multitasker brauchten 50% mehr Zeit als die Strukturierten, die erst das Eine und dann das Andere taten.
Bei dieser Gelegenheit können wir auch gleich aufräumen mit der Mär, dass Frauen besser im Multitasking seien: Auch wenn Frauen es gewöhnt sind, mehrere Dinge parallel zu tun, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass auch bei ihnen dann die Fehlerquote steigt und Wichtiges unerledigt bleibt.
Das Thema der Parallelaktivitäten beschäftigt die Menschen schon seit Jahrhunderten. Und mancher entzog sicj dem bewusst: „Wenn ich esse, esse ich, wenn ich schlafe, schlafe ich.“ (Montaigne 1582).
Konzentrieren Sie sich also bei wichtigen Aufgaben auf eine einzige. Erst wenn Sie diese erledigt haben, gehen Sie die nächste an. Sie kommen garantiert schneller und besser voran!