Moderne Theologen machen offenbar Schluss mit dem tradierten Gottesbild des Alten und Neuen Testaments. Es ist einer aufgeklärten Welt offenbar nicht mehr zu vermitteln.
Die Gegenwart Gottes stellen sich auch die Theologen selber offenbar nicht mehr persönlich oder gar körperlich vor. Man geht vielmehr davon aus, dass Gott in der Schöpfung beziehungsweise am Handeln der Menschen zum Vorschein kommt.
Bereits Philosoph Ludwig Feuerbach hatte vermutet, dass der Mensch Gott nach seinem Ebenbild schuf. Und in der Tat hat der überlieferte christliche Gott die hässlichsten menschlichen Eigenschaften. Der Psychoanalytiker Sigmund Freud hielt Religion für den organisierten Widerstand gegen die eigene Angst. Der Zoologe Richard Dawkins hält die Religion für eine gute Erfindung im Rahmen der Evolution.
Neuere Forschungen der evolutionären Religionstheorie gehen davon aus, dass die Menschen früher Gesellschaften strafende Götter erfunden haben, um kooperierende Gemeinschaften entstehen zu lassen: Altruistische Bestrafung zur Erhaltung der Norm, Wächter der Moral und Agenten der sozialen Kontiunität.
In anderen Kulturen ohne Droh-Götter (Buddhismus, Konfuzianismus) übernehmen die Ahnen diese Funktion. Beides erspart atavistischen Gemeinschaften aufwändige Überwachungssysteme. In Zeiten ohne Gott müssen Polizei und Geheimdienste diese Funktion zunehmend übernehmen. Die Frage, welches System effektiver ist, bleibt offen.
Der Begriff „Gott“ kann semantisch aber auch mit dem „Guten“ in Zusammenhang gebracht werden. Ziel wäre demnach also, das Gute anzustreben. Doch dazu braucht es weder Liturgie, noch Kirche oder Monstranz. Theologen würden immer mehr zu Sozialarbeitern – mancher Pastor bezeichnet sich ohnehin als „Bodenpersonal Gottes“.
Von den alten Mythen und von der externen Kontrollinstanz „jenes höheren Wesens, das wir alle verehren“ (Böll) könnten wir uns endgültig verabschieden. Wäre das – nicht – ein erstrebenswertes Ziel?