In einem hochinteressanten Beitrag vom vergangenen Wochenende berichtet die SZ über die Lateralität unseres Hirns.
Es geht um die bekannte Tatsache, dass das Gehirn des Menschen aus einer linken und rechten Hälfte besteht. Und seit langem weiß man, dass sich die beiden Hälften die Arbeit über Kreuz aufteilen. Doch sind die beiden Hemisphären nicht einfach gespiegelt – sie haben auch unterschiedliche Funktionen. So ist die rechte Hirnhälfte u. a. verantwortlich für das räumliche Vorstellungsvermögen, die linke kontrolliert u. a. die Sprache.
Forscher vermuten inzwischen, dass die linke Gehirnhälfte seit jeher routinierte Verhaltensweisen unter gewöhnlichen Umständen kontrolliert, die rechte hingegen primär unerwartete Reize, weshalb dort auch die emotionale Erregung zu Hause sei.
Mit der Erfidnung von Werkzeugen stieg die Geschicklichkeit, besonders wohl der rechten Hand, mit der unsere Vorfahren dann auch zu gestikulieren begannen. Aus den Gesichtsgesten entwickelten sich erste sprachliche Laute. Forscher meinen gar, dass Sprache auf Schmatz- und Kaulaute des Urmenschen zurückzuführen sei, eine linkshemisphärische Routinetätigkeit – denn heute residiert das Sprachzentrum in der linken Hemisphäre.
Es ist auch diese sog. Lateralität, die Menschen zu Rechts- bzw. Linkshändern macht. Auch ist der Mensch nicht nur Rechts- oder Linkhänder, sondern auch Rechts- und Linksfüßler (wie wir aus der Fußballbundesliga wissen), Rechts- und Linksäugler, Rechts- und Linksohrler (Zigaretten schnorrt man nach einer wissenschaftlichen Studie am besten am rechten Ohr), ja, sogar Rechts- und Linksriechler.
Bislang dachte man, dass die Ausbildung zweier Gehirnhälften sich bei den Hominiden vor 2,5 Millionen Jahren auszuprägen begann. Inzwischen haben Zoologen nachgewiesen, dass die meisten Tiere Links- oder Rechtsvorlieben haben. Viele Amseln suchen mit dem rechten Auge nach Würmern (achten Sie nur einmal auf deren Kopfneigung beim Picken).
Die Links-Recht-Frage ist bei Weitem nicht ein Spleen mancher Hirnforscher, sondern hat auch Folgen für die moderne Gesellschaft. Immerhin dominieren Rechtshänder (ca. 90%) in allen Kulturen und erfahren Linkshänder oft gesellschaftlich Ächtung („Gib mir mal das schöne Händchen!“). Den Grund haben Wissenschaftler ebenfalls nachweisen können: Linkshänder haben – in einer ansonsten von Rechtshändlern dominierten Welt – unumstrittene Stärken in Sportarten mit Gegenerkontakt.
Die Firnis der Zivilisation ist wieder einmal dünn: Im Dschungel überleben Linkshänder in gewalttätigen Gesellschaften häufiger. Ihr Anteil beträgt daher dort auch deutlich über 20%. Echt link, oder?