Manch einer mag bedauern, dass die Naturwissenschaften in den vergangenen 150 Jahren so manches Mysterium entzaubert haben. Man denke nur an den Streit der Darwinisten und Kreationisten.
Kaum ein Tag, an dem die Wissenschaft nicht ein weiteres Geheimnis lüftet, das nicht nur die christliche Religion in Argumentationsnot bringt.
Am Donnerstag dieser Woche haben die Forscherinnen Alexandra Alvergne und Virpi Lummaa von der Universität Sheffield im Fachmagazin „Trends in Ecology and Evolution“ uns einer weiteren Illusion beraubt: Die Partnerwahl gehorcht so gar nicht dem, was wir romantisch „Liebe“ nennen. Unsere Glücks- und Kuschelhormone finden offenbar im Zeichen höherer Ziele zusammen, wenn sie triebhaft Rausch oder Liebeslust auslösen. Es sind vielmehr so schnöde Motive der Natur wie Infektabwehr und Antigen-Vielfalt der Nachkommen, die eine entscheidende Rolle spielen, wenn Herzen zusammenfinden.
Es geht – wie immer ind der Natur – um den gesündesten Nachwuchs. Aus evolutionärer Sicht ist es sinnvoll, wenn die Sexualpartner möglichst unterschiedlich sind. Schon der Volksmund weiß ja „Unterschiede ziehen sich an“. Der Nachwuchs profitiert in der Tat von den Differenzen, weil die Partner ihm eine Mischung ihrer unterschiedlichen Immunsysteme vererben, so dass die Infektabwehr vielseitiger und robuster gegen über feindlichen Erregern ist.
Die beiden Forscherinnen fanden nun heraus, dass die Einnahme der Pille diese natürliche Auslese verwässern kann. Die Schwankungen der Hormone sind dann nicht so ausgeprägt. Ohne Pille ändert sich das Begehren während des Zyklus stärker. In der Zeit um den Eisprung herum bevorzugen Frauen besonders maskuline Männer mit ausgeprägten Gesichts- und Körperformen des aggressiveren, konkurrierenden Typs, die ihnen selbst nicht ähnlich sind. Mit Pille tendieren sie eher zu ausgleichenden, harmoniebedürftigen Partnern. Die Pille könnte also die „natürliche“ Partnerwahl verfälschen und die Abwehr der Nachkommen schwächen. Die Frage, welchen Einfluss das auf Dauer für die Fortpflanzung hat, ist noch ungeklärt.
Und das alles geht übrigens unbewusst – über den Geruchssinn. Wer sich gut riechen kann, hat offenbar die robusteren Nachkommen.