Im Althochdeutschen bedeutet das „risan“ aufstehen, sich erheben, aufbrechen. Wir kennen es in dieser Bedeutung aus dem Englischen und ggf. noch aus der Seefahrt; wenn der Maat „reise-reise“ in die Mannschaftsunterkünfte brüllte, dann wusste jeder, was das bedeutete: heraus aus den Kojen und Hängematten, antreten zum Dienst.
Von daher also „reisen“ bzw. „Reise„. Wie so oft unterscheiden andere Sprachen deutlicher:
Das Französische macht den Unterschied zwischen „voyage“ (lat. „viaticum“ – das für den Reiseweg Notwendige) für das Umherrreisen ohne Ziel und „journée“ (lat. „diurnum“ – Wegstrecke, die man an einem Tag zurücklegen konnte).
Das Englische kennt abgesehen von „voyage“ und „journey“ noch das Wort „travel“ für eine Reise größerer Distanz und langer Abwesenheit.
Wer in der Welt herumgekommen ist, wird als „routinier“ bezeichnet – er ist also „bewandert„, wie wir heute noch im Deutschen sagen.
Im fremden Land angekommen ist der Reisende der „Fremde“ (althochdeutsch „fremedi„), er ist „fram“ (entfernt). Im Englischen wäre er gar „strange“ (merkwürdig, fremd) bzw. ein „stranger„, ähnlich wie im Französischen und anderen romanischen Sprachen.
„Fremde“ geht als eines der wenigen Nomen im Deutschen mit allen drei Artikeln: Der Fremde, die Fremde, das Fremde.
Häufig ist man in den ersten Tagen nach der Ankunft in der Fremde enorm müde. Meist führt man das auf den Stress der letzten Arbeitstage zurück oder auf das „Reizklima“ von Nord- oder Ostsee. Dabei ist es wohl eher der Stress des Neuen, der eigenen Psyche, der einen derart mitnimmt. Denn diese reagiert zunächst einmal mit Unbehagen auf unbekanntes Neues. Das legt sich nach ein, zwei Wochen – doch dann sind die meisten bereits wieder zu Hause.