Die „ZEIT widmet der menschlichen Körperrasur in ihrer 29. Ausgabe einen mehrseitigen Artikel.
Es scheint, als ob die Menschheit sich noch weiter von ihren haarigen Vorfahren distanzieren möchten als bisher.
Hatte man sich immer noch nicht an glatzköpfige Skinheads gewöhnt, imitierten zunächst nur Pop- und Rockgrößen der 90er Jahre deren Haarpracht. Seither begegnen dem normal frisierten und rasierten Mitteleuropäer immer häufiger männliche Arbeitskollegen mit kahlem Schädel.
War einst die Glatze Privileg gestandener Mannsbilder im fortgeschrittenen Alter, Opfer oft auch von Gespött, dem diese sich mit kecken Sprüchen zu erwehren versuchten, haben wir es heute mit kahlen Zwanzigern zu tun. Was einst eindeutig „Proll“ war und heute wohl „prekär“ heißt, wurde salonfähig.
Wenn viele etwas tun, nennt man es Trend. Trendsetter ziehen spätestend in dieser Phase weiter. Nun ist als Ganzkörperrasur angesagt. An die Epilierobzessionen der Frauen an Beinen und Achselhöhlen hatten wir uns gerade nolens volens gewöhnt. Doch nun entfernen Männer und Frauen die sämtliche Behaarung – und laufen fortan wohl mit Eimerchen, Schaufel und Sieb nackt wie die kleinen Kinder im Sandkasten des Lebens herum.
Offenbar soll nichts mehr an die Niederungen des Urmenschen erinnern. Schon Desmond Morris gab seinem ersten Buch in den 60er Jahren den Titel „Der nackte Affe“, als er über den Menschen nachdachte.
Wie schrieb Erich Kästner so schön über den modernen Menschen in seinem Gedicht
„Die Entwicklung der Menschheit.“?